Samstag, 17. November 2012

straflos 7, Keine Spielerei

Keine Spielerei

Ein Hungerstreik ist eine sehr ernste und sehr gefährliche Protestform, in der sich eine oder mehrere Personen weigern zu essen, um Aufmerksamkeit für ihre Sache oder für ein jeweiliges Problem zu bekommen. Ein Hungerstreik kann zum eigenen Tod führen, von daher sollte er wirklich nur als letzten Ausweg oder in ganz extremen Notfällen genutzt werden
Als Mittel des „zivilen Ungehorsams“ von Typen wie z.B. M.Gandhi bekannt geworden, erscheint er heute als Allheilmittel und ist richtig salonfähig geworden – Politiker*innen und Kriegsverbrecher auf der einen, Flüchtlinge, streikende Arbeiter*innen, Erwerbslose oder Kriegsgegner nutzen diese Methode, um  durch die so erzwungene Solidarität sich oder ihr Thema zumindest in die Öffentlichkeit zu bringen.
Mit ihrem Appellcharakter und ihrer pathetischen und radikalen Geste, den eigenen Körper zur „Waffe“ zu machen, indem sie ihn auslöschen, sind sie an einer grundlegenden Änderung des gesellschaftlichen Systems allerdings nicht interessiert
Ähnliches gilt auch für den Knast. Wobei hier der Hungerstreik aber als einzige, aus der Verzweiflung und der Not geborene Aktionsform, durchaus ihren Sinn wiedergewinnt – im Gegensatz zu den zahllosen Aktionen „draussen“, die noch ne Menge anderer Kampfformen hätten.
Aber in der Iso,  z.B. kann der Hungerstreik durchaus eine wirkliche Waffe werden – die dann allerdings Unsinn wird, wenn wir mit anderen Mitgefangenen zusammen sind und das Knastsystem an sich in Frage stellen. Denn ein Gesellschaftssystem, das sich in seinen täglichen Handlungen human verhält, baut keine Knäste. Ein Knastsystem, das sich humanitär erpressen lässt, braucht nicht abgeschafft zu werden.
Welche wirklichen Alternativen des Widerstandes gegen und im Knast zusammen machbar sind, erläutern einige Artikel hier in der Ausgabe.

Für die, die immer noch glauben, an das „Herz der Bestie“ rühren zu können und sich selber dafür opfern wollen , hier einige Tipps.
  • Trinkt viel Wasser – ihr könnt ein paar Wochen ohne Nahrung überleben, aber innerhalb weniger Tage ohne Wasser sterben.
  • Fruchtsäfte und Suppen usw. führen euch ein  Minimum an  grundlegenden Nährstoffen zu.
  • Sucht euch einen bequemen Platz und bleibt dort. Spart so viel Energie wie möglich.
  • Haltet euch in der Kälte warm und in der Hitze kühl – ihr unterwerft euren Körper einen unglaublichen Missbrauch, der dadurch mehr und mehr die natürliche Fähigkeit verliert, sich gegen die Elemente zu schützen.

Denkt daran: Ein Hungerstreik ist  kein Fasten. Abhängig von seiner Länge verursacht er irreparable Schäden.
  • an Muskelgewebe und Knochen ( nach ca. 4 Wochen)
  • Hallus und Demenz (nach ca. 3 Wochen)
  • Potenziell bleibende Hirnschäden und Schäden an inneren Organen ( nach ca. 4 bis 5 Wochen)
  • Möglicher Ausfall der inneren Organe ( nach 4-5 Wochen)
  • Tod ( kann jederzeit je nach körperlichem Zustand eintreten)
Wilfried
für straflos 7
Herbst 2012

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