Auf Teufel komm raus
Wie oben lautet der Titel eines Dokumentarfilms, der seit dem 12. Mai in den Kinos ist. Der Hintergrund des Films lässt sich schnell erzählen. Nach knapp 15 Jahren Knast wird Karl D. aus dem bayrischen Zuchthaus Straubing entlassen, nachdem das Gericht eine nachträgliche Sicherungsverwahrung abgelehnt hatte. Karl D. wurde verurteilt, weil er zwei junge Mädchen (14 und 15 Jahre alt) vergewaltigt und brutal misshandelt haben soll. Nachdem er draußen keine andere Bleibe fand, zog er zu seinem Bruder nach Heinsberg-Randerath, einem kleinen Ort in der Nähe von Aachen. Der örtliche Landrat warnte auf steckbriefartigen Flugblättern vor dem neuen Nachbarn. Sehr schnell formierte sich danach unter der Losung "Kinderschänder raus" eine Art Bürgerwehr. Tägliche Proteste vor dem Haus des Bruders machten auch für diesen und seine Frau das Leben immer unerträglicher. Das Jugendamt drohte mit Entzug des Sorgerechts für deren Sohn.
Das Filmteam begann seine Dokumentation erst mal bei den Demonstrierenden draußen. Als sie dann aber auch in das Haus des Bruders gingen und somit auch die andere Seite des Konflikts darstellen wollten, verlor das Filmteam seine Akzeptanz bei denen, die nur eins wollten: Das "Monster" sollte raus aus Randerath und für immer weggesperrt werden. Wobei - einige plädierten wohl auch dafür, Karl D. zu töten.
Ermutigt durch das Filmteam wagen sich auch drei Frauen aus dem Kreis der Demonstrierenden in die Höhle des Löwen. Sie wollen vor allem mit dem Bruder sprechen, weil sie den Eindruck haben, dass sich die Menschenjagd zunehmend auch gegen ihn richtet. Dies hat Konsequenzen. Die drei Frauen werden nun ebenfalls von den Demonstrierenden ausgrenzt. Zwischenzeitlich haben auch die Neonazis Randerath für sich entdeckt. 2010 ziehen sie mit einer Demo für die Todesstrafe durch den kleinen Ort.
Seit über einem Jahr betrachteten wir die Ereignisse in Randerath mit Bauchgrimmen. Überlegungen, da auch mal als Linke mit unseren Positionen gegen Knast und Sicherungs-verwahrung aufzutauchen, wurden immer recht schnell beendet. Manche hatten schlichtweg auch Angst, da mit einer Handvoll Leute zu dem rechten Mob zu fahren. Vor diesem Hintergrund entschlossen wir uns, wenigstens beim Kinostart in Köln präsent zu sein. Mit einem T-Shirt auf dem "Vorsicht Teufel" stand (s. Fotos), verteilte ich vor dem Kino das nachfolgende Flugblatt.
Gerhard, akp
aus straflos 5
2. Quartal 2011
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