Donnerstag, 11. Dezember 2014

Aufruf zur Silvester-Demo in Köln


... alle Jahre wieder ...
DIE MAUER MUSS WEG !
ZWANGSANSTALTEN SPRENGEN !
WIDERSTAND AUFBAUEN !

Silvester zur Knastmauer? Klar, wie jedes Jahr. Aber diesmal gibts was Besonders: Der Knast in Ossendorf soll bald abgerissen werden. Prima! Das könnten wir ja zusammen mit den Gefangenen feiern! Wenn die Knast­be­trei­ber nicht vorhätten, an der gleichen Stelle einen neuen Knast zu bauen. Und das heißt Reinvestitionen in das Weg­sperrsystem statt Abbau desselben. Statt alle Mauern wegzureißen besteht anscheinend das Vorhaben, mitten auf dem Gelände eine weitere Trennmauer zu errichten. Auf der einen Seite Abriss und Neubau, auf der anderen Seite Knastalltag unter erschwerten Bedingungen. Und das mindestens 10 Jahre lang. Der helle Wahnsinn! Dann steht er da, der Neubau, der in den folgenden Jahrzehnten noch besser überwachen und von der Außenwelt ab­grenzen soll.

Angeblich soll Knast ja auf diese Außenwelt vorbereiten. Das geschieht oft auf zynische Art und Weise, u.a. durch Zwang zur Arbeit, Sanktionen bei Arbeitsverweigerung, miese Arbeitsbedingungen, Abspeisung mit Taschengeld. Ja klar, das gibt es draußen auch mehr und mehr. Und sich solches gefallen zu lassen, dafür soll Knast die teils störrischen Außenseiter anpassen. So was nennt sich dann "Resozialisation". Doch seit einigen Monaten gibt es in deutschen Knästen Gefangene, die sich gegen diese repressiven "Erziehungsmaßnahmen" als Gefangenen­gewerk­schaft (GG/BO) organisieren.

Seit Jahren demonstrieren wir am Silvesterabend vor der JVA Ossendorf für GESELLSCHAFT OHNE KNÄSTE, obwohl wir wissen, dass das System bei weiterer Polarisierung der Gesellschaft aufrüstet gegen die Verarmenden und Aufmüpfigen. Dass auch wir selbst von Knast bedroht werden. Auch wir sollen brav angepasst funktionieren, nicht rebellieren.

GESELLSCHAFT OHNE KNÄSTE, das erfordert Änderung der Lebensverhältnisse auf allen Ebenen. Denn Repression, Fremdbestimmung, Hierarchie, Herrschaft und Ausgrenzung sind überall zu spüren. Das heißt auch, dass wir auf allen Ebenen dagegen angehen können durch Selbstorganisation, kollektive Selbstbestimmung, autonome Konfliktregelungen, Kämpfe gegen Benachteiligungen und Ausbeutung. Nicht nur aber auch in den Knästen.

Wenn wir uns also in diesem Jahr besonders mit der Gefangenen-Gewerkschaft (GG/BO) solidarisieren, heißt dass nicht, dass wir uns mit verbesserten Arbeitsbedingungen im Knast zufrieden geben würden. Ziel bleibt die Abschaffung der Zwangsinstitutionen.
 
Zugegeben, die Gefangenen fordern bisher nicht viel: Gewerkschaftsfreiheit, Mindestlohn auch für Gefangene und Einbeziehung in die Rentenversicherung. Also nur etwas mehr Angleichung an den Kapitalismus "draußen". Aber es wird Gefangenen besonders schwer gemacht sich zu organisieren. Dass sie als Gewerkschaft anerkannt werden, mit der zu verhandeln ist, ist nicht in Sicht. Besonders in NRW wird interne Kommunikation durch Zen­sur sehr behindert. Deshalb ist es wichtig, dass die Anstrengungen und Forderungen der Gefangenen "draußen" bekannt sind und unterstützt werden.
Was daraus wird, ist noch nicht abzusehen. Vergebliche Versuche? Abfindung mit kleinen Zugeständnissen? Politisierte Massenbasis? Radikalisierung? Möglicherweise, - wie draußen auch - von allem etwas. Doch die Gefangenen, die sich jetzt auf den Weg machen, brauchen angesichts der Sonderbedingungen im Knast Öffent­lich­keit, Ermutigung und Unterstützung, damit sie nicht bloß entmutigt werden, sondern möglichst stark werden können. Jeder Kampf um mehr Selbstbestimmung und gemeinsame Interessenvertretung gegen Herrschaft und Ausbeutung widerspricht der Logik der Knastverwaltungen. Machen wir uns auf auf den Weg: GEMEINSAM.

Treff: 31.12.2014, 18 Uhr JVA Ossendorf, 
Haltestelle Rektor Klein Straße
Bringt laute Böller mit und was sonst noch Krach macht, damit die Gefangenen uns hören können!

Infos zur GG/BO: www.gefangenengewerkschaft.de
Nicht nur an Silvester:
Ein GG-Soli-Kreis Köln trifft sich am 3. Montag im Mo., 18 Uhr, in der LC  
(Ludolf-Camphausen-Str.36)
Seid neben Euren unmittelbaren Kämpfen auch im laufenden Jahr bereit zu Solidaritätsaktionen !

- FÜR GESELLSCHAFT OHNE KNÄSTE !
- GEGENWEHR ÜBERALL 
GEGEN MARGINALISIERUNG UND AUSBEUTUNG ! 
- SOLIDARITÄT MIT DER
GEFANGENENGEWERKSCHAFT !  

Bündnis für Gesellschaft ohne Knäste

Radiosendungen

Wir erinnern daran: Wir machen regelmäßig Radio-Sendungen, meistens zum Thema Knast, bzw. zu Teilbereichen und Fragestellungen, diese Institution betreffend. Manchmal gehen wir aber auch drüber hinaus, denn Repression gibt es ja überall in der Gesellschaft. Und Knast gibt es nur, weil das der allgemeinen Logik dieser Gesellschaft entspricht.
Hätten wir mehr Sendeplatz im Bürgerfunk bei Radio Köln, würden wir wohl öfter über die bloßen Knastmauern hinweg uns weiteren Aspekten der Repression zuwenden. Aber Knast gerät so wenig ins Blickfeld, ist eine so unöffentlich stattfindende Form der Repression. U.a. deshalb bemühen wir uns besonders um Solidarität mit kämpfenden, sich nicht unterwerfenden Gefangenen.
Hört mal was an in unserem Audio-Blog: http://akpradio.podspot.de/

Aber auch anderswo wird Radio gemacht 

zu Themen, die uns interessieren und betreffen z.B:

Anarchistisches Radio http://www.a-radio.net/. Es gibt dort eine bunte Palette kritischer Sendungen. Eine der dort publizierenden Gruppen ist ABC  (Anarchist Black Cross) Wien, wie wir mit dem Motto "Für eine Gesellschaft ohne Knäste".

Auf die Sendung "Wieviel sind hintern Gittern, die wir draußen brauchen!" bei http://www.radioflora.de/ haben wir schon an anderer Stelle hingewiesen

Nachfolgend der aktuelle Hinweis auf eine verhältnismäßig neue anarchistische Sendereihe bzw. Werbung für ein befreundetes Radioprojekt, von den dort Aktiven verfasst (Frequenz A: frequenza.noblogs.org):

Es ist wieder soweit euer Lieblingspodcast Frequenz A ist mit seiner vierten (!) Ausgabe am Start – wenn das kein Grund zum Feiern ist. Diesmal gibt es neben News aus Ferguson und Frankreich
ein Interview zur Geschichte und aktuellen Lage der anarchistischen Bewegung in Chile.
Außerdem haben wir euch aus dem Sommerurlaub ein Interview mit einem Genossen aus Portugal über aktuelle Themen von dort und das autonome Zeitungsprojekt mapa mitgebracht.
In der Gefangenenrubrik führten wir ein Gespräch mit Andreas Krebs, der nach 16 Jahren aus dem Knast entlassen wurde.
Außerdem gibt es natürlich einen kurzen Beitrag über den Hungerstreik des Gefangenen Nikos Romanos, dessen Solidarität zur Zeit nicht nur ganz Griechenland in Flammen aufgehen lässt. Und zuletzt wie immer Ankündigungen.

Hört rein und sagt uns wir ihr es findet.

Diesmal haben wir wieder ein fast vollständiges Transkript. Und weil wir so ausführlich wurden: zum ersten Mal unser neues Format “Originale” – auf dem Blog findet ihr zusätzlich zur Sendung den 2. bis 4. Teil unseres Gesprächs zur Situation der Anarchistischen Bewegung in Chile sowie das noch nicht übersetzte Interview mit dem Genossen aus Portugal.

In den kommenden Wochen werden wir zudem ein ausführliches Interview mit Gefährt_innen aus Ferguson führen und veröffentlichen das wir hier schon einmal vorankündigen wollen.

Direkt Downloads der aktuellen Sendung:

storage.arkiwi.org/frequenza/FrequenzAf...
archive.org/download/FrequanzA4/Frequen...
checkt: frequenza.noblogs.org



Als Einblick in die Sendung hier ein sehr kleiner Ausschnitt aus dem Inhalt:
Frequenz A war auf Reisen und hat sich mit einem Genossen aus Portugal getroffen. Dabei ging es um das kollektive Zeitungsprojekt mapa, aktuelle Themen in Portugal, die dortige Polizeigewalt sowie die Rolle von autonomen Zeitungsprojekten.

Ich habe gehört dass es einen Angriff der Polizei auf den Tattoocircus dieses Jahr hier gab, vielleicht kannst du dazu was sagen?

Es hab eine Soli Tattoo Veranstaltung und im Zuge dessen ein Konzert hier in Setubal und an einem bestimmten Punkt in der Nacht ist die Polizei aufgetaucht um rechtliche Sachen für das Konzert zu kontrollieren, da war noch alles ok. Nach einer Weile sind sie dann mit mehren Wagen aufgetaucht und haben angefangen Leute zu durchsuchen und an die Wand zu stellen. Und an einem bestimmten Punkt, dass ist klassisch, fingen sie an immer gewalttätiger zu werden. Leute fingen an zu reagieren, weil es unmöglich ist nicht davon angepisst zu werden und sie haben angefangen alle anzugreifen, mit Pfefferspray zu attackieren, zu verprügeln, auch die Kinder. Am Ende sind vier Personen auf die Wache gebracht und angeklagt worden.
Aber sowas passiert oft. Jetzt ist es bei einem öffentlichen Konzert passiert, wo Menschen das mitgekriegt haben. Aber in Setubal und südlich vom Tejo Fluss und auch in Lissabon und Umgebung passiert sowas jeden Tag. Es gibt Viertel, die unter permanenter Besetzung stehen, wo die Polizei komplett frei ohne jegliche Einschränkung agiert. Es ist sehr hart. Es gibt dies betreffend eine Wand des Schweigens. Und es ist sehr wichtig, dass der Prozess von Repression in der Gesellschaft, ob es Repression gegen protestierende Arbeiter_innen einer Fabrik, gegen Kinder, die vor der Schule protestieren, die Repression gegen Demonstrationen oder gegen Datenbanken von Menschen ist.Es ist sehr wichtig, dass wir das aus einer größeren Perspektive betrachten, was heißt zu sehen, dass es die gleiche Macht ist, die diesen Terror auf die Gesellschaft ausübt und es ist sehr wichtig, dass Menschen die von dieser staatlichen Repression an verschiedenen Orten betroffen sind, erkennen können, dass die Herkunft dieses Problems die gleiche ist.


Hallo. Wir hatten euch in unserer letzten Sendung von der bevorstehenden Entlassung von Andreas Krebs erzählt und freuen uns nun, ihn in Freiheit begrüßen zu können.
Hallo Andreas!
Ja, wir dachten wir sprechen einfach mal mit dir über deine ersten Eindrücke die du so hattest in Freiheit. Wie war das für dich als du rausgekommen bist?

Ja, Reizüberflutungen pur. Große Menschenansammlungen gingen mal gar nicht, oder Einkaufen, Kaufhäuser… Das war schon extrem viel für mich. Ja und ich kann oft nur in Begleitung raus. Also längere Strecken oder so, oder Einkaufen, größere Einkäufe zu machen oder so etwas nur in Begleitung. Immer noch, jetzt auch nach vier Wochen, die ersten zwei Wochen das war richtig krass. Ich war ja emotional, gewisse Sachen haben mich emotional sehr mitgenommen, teilweise dann auch Aggressionen. Ich hab mich die ersten Wochen schon dabei erwischt, wo ich mich dann komplett distanzieren musste. Ich bin in mein Zimmer und hab mich abgeseilt, ich konnte nichts sehen und nichts hören weil es mir einfach zu viel war. Ja, es ist sehr schwierig. Und am Anfang auch Sprachaussetzer, ganz schlimm, gerade am Anfang. Bedingt durch die Isohaft oder so, hast du dann voll Sprachaussetzer. Hast keinen zum Reden, kannst dich nicht austauschen oder nichts, da war das schon viel wert dass ich das Telefon illegal gehabt habe.

Ja, vielleicht kommen wir noch auf einen anderen Punkt zu sprechen und zwar wurdest du ja nach deiner Entlassung sozusagen unter ‘Führungsaufsicht’ gestellt. Vielleicht kannst du erstmal für die Hörer_innen die eventuell nicht wissen was Führungsaufsicht ist ein Stück weit erklären was denn die Führungsaufsicht ist.

Führungsaufsicht ist wenn jemand Endstrafe macht, mindestens zwei Jahre verbüßt hat, kann er vom Staat unter Führungsaufsicht gestellt werden. Da gibt es dann auch den roten Stempel noch, den ‘R-Probanden’ also ‘Risiko-Proband’, den habe ich, da ist es so dass man Auflagen bekommt, in meinem Fall – manche sagen ‘nur’ Arbeitswechsel und Wohnortwechsel – und du musst dich da jeden Monat melden, das ist quasi wie Bewährungshelfer, nur ‘Führungsaufsicht’. Wenn ich dagegen verstoße droht mir vom Gesetzgeber eine Haftstrafe bis zu drei Jahren. Ich habe schon vor einigen Jahren angekündigt in meinem Bekanntenkreis und bei meinen Freunden und so, dass ich der Sache niemals nachkommen werde, niemals. Und ich bin so vom ersten Tag an, nach meiner Haftentlassung in die Illegalität. Und dabei bleibt es auch und es wird sich auch nicht ändern und sollten sie mich, klare Ansage, sollten sie mich bekommen und mich wieder unter Führungsaufsicht stellen, mache ich es wieder, ich werde niemals klein beigeben, niemals, keine Chance. Ich lasse mich vom Staat nicht kontrollieren, ich hab meine Strafe verbüßt, bis zum letzten Tag und fertig und ich bin keinem Menschen irgendeine Rechenschaft schuldig, das läuft nicht.