Antiknasttage in Dresden
Vom 5.-7.Oktober finden die diesjährigen Antiknasttage in Dresden statt. Im Rahmen der Antiknasttage gibt es eine Veranstaltung zu Widerstand im Knast. Den Ankündigungstext zu diesem Workshop findet Ihr nachstehend. Wir finden, er passt ganz gut zum Thema dieser Straflos-Ausgabe.
Vom Alltagswiderstand
zur Revolte
Wenn wir über Widerstand im Knast reden, denken viele an Hungerstreik oder Revolten. Oftmals beklagen wir dann, dass es heute scheinbar so wenig Widerstand im Knast zu geben scheint. Revolten sind aber weder planbar, noch fallen sie vom Himmel. Sie sind nur möglich auf der Basis von Alltagswiderstand und einer gewissen Widerstandskultur in den einzelnen Knästen. Alltagswiderstand hat viele Gesichter und wird von uns draußen so gut wie gar nicht wahrgenommen. Die Weigerung, irgendwas zu unterschreiben. Ein Zugangsgespräch mit dem Psychologen oder Sozialarbeiter zu verweigern (was z.B. Bedingung für den Offenen Vollzug ist), ist genauso Widerstand, wie die Weigerung Zwangsarbeit zu leisten. Viele weigern sich auch die Doppelbelegung von Einzelzellen hinzunehmen, gehen dann lieber in Arrest. Manche zerlegen auch ihren Käfig. Für all diesen individuellen Widerstand hält das Knastsystem einen breiten Sanktionskatalog bereit. Auch wenn wir uns natürlich den kollektiven Widerstand wünschen, sollten wir den individuellen nicht geringschätzen. Diese rebellischen Einzelkämpfer bilden im besten Fall den Kern einer Widerstandskultur. Mann (meine Erfahrungen kommen zwangsläufig aus dem Männerknast) kennt sich schließlich. Grade in den Langstrafenknästen weißt du irgendwann sehr genau, wer sich grade macht und wer sich anpasst. Mein Beitrag basiert auf meinen eigenen Knasterfahrungen in unterschiedlichen Knästen. Ich werde schildern, wie ich Teil dieser Widerstandskultur wurde und wie es gelang aus dieser lockeren Widerstandskultur eine Gruppe zu entwickeln, die schließlich das Knastdach besetzen wollte. Leider kann ich jetzt in dieser kurzen Ankündigung nicht allzuviel vorwegnehmen, aber es geht auch um ne kritische Auseinandersetzung mit dem Kampfmittel Hungerstreik. Ich war sechseinhalb Wochen in einem indivualistischen Hungerstreik, was ich heute sehr kritisch sehe. Es geht aber auch um Sabotage bei der Zwangsarbeit, die Schaffung einer eigenen unzensierten Gegenöffentlichkeit durch Herausgabe einer Untergrundzeitung und vieles andere. Neugierig geworden? Dann kommt doch einfach zu unserer DISKUSSIONSVERANSTALTUNG (sofern Ihr draußen seid. Ihr drinnen können halt nur schriftlich mit uns diskutieren) .Gerhard, Autonomes Knastprojekt Köln
in straflos 7, Herbst 2012
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