Entschuldigung:
Erstmal möchte ich mich bei Euch drinnen entschuldigen, dass es eine so lange Pause bei der STRAFLOS gab. Den meisten draußen ist es eh egal, weil sie sich ohnehin nicht für Knast interessieren. Die Pause hatte vor allem zwei Gründe: Eine Genossin, die mir sehr wichtig ist, war schwer erkrankt und ich selbst wußte nicht, wie es bei mir mit der Wohnung weitergeht, ob ich obdachlos werde. Nun hab ich ne neue Bude und der Genossin geht es auch wieder besser. Insofern gibt es keine Entschuldigung mehr. In die Suche nach einem Thema für die neue straflos platzte Wilfried mit nebenstehendem Text. Spontan sagte ich, dass ich zum Thema Rebellion im Knast ja auch einige Erfahrungen hätte. Da ich mit einem anderen Genossen zusammen einen Workshop zu diesem Thema bei den Antiknasttagen in Dresden mache, bot es sich an dazu auch ne straflos zu erstellen.Seit langem stellen wir fest, dass die Kämpfe im Knast sich fast ausschließlich auf das Kampfmittel Hungerstreik reduzieren. Die in früheren Zeiten vorhandene Vielfalt (Dachbesetzungen, Sabotage bei der Zwangsarbeit, kollektive Weigerung nach dem Hofgang in die Zellen zurückzukehren u.a.) scheint verlorengegangen zu sein. Wir sehen den Hungerstreik als alleiniges Kampfmittel aber durchaus kritisch, was ihr vielleicht dem nachfolgenden Bericht über meinen damaligen eigenen HS entnehmen könnt. Viel wichtiger ist es aber an andere Kampfformen zu erinnern. Leider sind diese ziemlich in Vergessenheit geraten. Auch im Internet ist kaum mehr was drüber zu finden. Wir wollen das in den nächsten Ausgaben der straflos ändern. Der Kampf der Straubinger Gefangenen, bis hin zur Dachbesetzung 1990 soll ebenso ein Thema sein, wie die Dachbesetzung in Rheinbach, die kollektive Hofgangverlängerung in Ossendorf, der Kampf der Frauen in Plötzensee gegen die Zwangsarbeit für die Lufthansa. All diese Kämpfe haben wir zumindest teilweise mitbekommen. Von vielen anderen haben wir leider nichts erfahren. Ich finde, dass es für uns Gefangene (irgendwie fühl ich mich immer noch als solcher) wichtig ist, dass wir unsere Geschichte kennen. Nicht um der Geschichte als solcher willen, sondern weil wir vielleicht aus vorangegangen Kämpfen lernen können.
Gerhard/Autonomes Knastprojekt
in straflos 7
Herbst 2012
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