1. Kommt zur alljährlichen Silvester Anti-Knast-Demo:
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Für eine Gesellschaft ohne Knäste!
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Wie jedes Jahr wollen wir wieder an Silvester um das Gefängnis in Köln Ossendorf ziehen und unsere Solidarität mit all den in Gefangenschaft lebenden Menschen ausdrücken. Wir wollen den Menschen hinter den Mauern zeigen, dass wir sie nicht vergessen haben und auch weiterhin für eine Gesellschaft ohne Gefängnisse streiten. Denn eine Gesellschaft, die es nötig hat, Menschen zu entmündigen und einzusperren, ist selbst ein Gefängnis!
Los gehts um 18 Uhr an der Haltestelle Rektor-Klein Straße der Linie 5 in
Köln Ossendorf.
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2. Anschließend - ab 23 Uhr - steigt unter dem Motto "Electrification" die Soli-/Geburtstags-/Silvester-Party des Antifa AK Köln im Autonomen Zentrum.
Die ideale Party für alle, die keinen Bock auf überteuerte und kommerzielle Silvesterparties haben und lieber die politische Arbeit des Antifa AK unterstützen wollen.
Denn: 5 Jahre [A]gitation & [K]rawall sind noch lange nicht genug
Mit dabei sind u.a. die djs von ästhetik und zerstörung.
Donnerstag, 30. Dezember 2010
Mittwoch, 21. Juli 2010
Anti-Knast-Aktionstag 2010: Bericht & Einschätzungen
Leider nur ganz „kleine Brötchen“...
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Bei den Vorbereitungen zum Anti-Knast-Aktionstag vom 19.06. hatten wir uns eine etwas größere, wenn möglich regionale, öffentliche Kundgebung gegen den im Bau befindlichen ersten privat-kapitalistisch organisierten Knast in NRW vorgestellt. Wir hatten einige “Fühler ausgestreckt”. Aber es fehlt an entsprechenden Strukturen. So wurde es dann nur eine kleine Kundgebung in Köln-Kalk, einem traditionellen Arbeiter/innen- und Erwerbslosen-Stadtteil.
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Zufällig war direkt angrenzend ein kommerzielles Straßenfest. Unser Kundgebungszeitraum von 10 – 12 Uhr war aber offensichtlich ungünstig. Weder dort, geschweige denn bei uns Angrenzenden, “Ausgegrenzten” gab es viel Publikumsverkehr. Wir sind offensichtlich noch nicht an die langen Öffnungszeiten der Läden gewöhnt, also daran, dass der Samstag für die Menschen deshalb später beginnt. Auch für die erwünschten Kundgebungs-Teilnehmer/innen aus der “Szene” war der frühe Beginn wohl ein Hindernis.
Wir waren mit einer kleinen Lautsprecher-Anlage ausgerüstet. Diese war aber nicht so stark, dass sie bis zum Rand des kommerziellen Straßenfestes gut hörbar gewesen wäre. Und wir waren bei flukturierender Teilnahme auch nie genug Aktive, damit wir auf formeller Ebene den Einsatz der Anlage überhaupt hätten durchsetzen können. Erfreulicherweise ließ sich aber bis ganz kurz vor Ende überhaupt keine Polizei sehen. Kurz vor Schluss kam einer von denen zu Fuß, fragte ob es was Besonderes gäbe und ging wieder
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Zugegeben, das zeigt auch, wie irrelevant und ungefährlich uns die “Ordnungs”behörden fanden. Aber es gab uns halt doch die Möglichkeit, zwei Stunden lang mit Musik, einigen Redebeiträgen, Flugblattverteilen und ein paar Gesprächen Werbung für unser Anliegen zu machen.
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Wir hatten keine ausformulierten Reden parat, aber genug Aspekte dafür im Kopf, wollten improvisieren. Wir gingen dann aber nur sehr wenig ans Mikro, weil es nie viele Leute gleichzeitig in unserer Nähe gab. Sicher etwas langweilig für die KundgebungsTeilnehmer/innen, die unterstützend gekommen waren, ohne kontinuierlich Anti-Knast-Arbeit zu machen. Wir waren halt auf die zufällig Vorbeikommenden konzentriert. Natürlich wurde die Grußbotschaft für den Aktionstag von Thomas Meyer-Falk aus dem Knast Bruchsal verlesen, den zumindest unsere Aktionsteilnehmer/innen beklatschten. (In der letzten Ausgabe waren die Leser/innen des Gefangenen-Rundbriefs Mauerfall - siehe http://groups.google.de/group/antiknast - eingeladen worden, Redebeiträge zu schicken. Hätten sie das alle getan, hätten wir wohl die ganze Zeit vorlesen müssen. Wäre natürlich auch sinnvoll gewesen, als Kommunikation aktiver Gefangener mit bewußt und grad momentan Anwesenden.)
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Als Propagandamaterial hatten wir ein doppelseitiges Flugblatt in deutscher und türkischer Sprache. Überwiegend versuchten wir durch Verteilen mit einzelnen in Kontakt zu kommen. Dabei gab es etwas Stress mit Wachposten des Kommerzfestes, die das Verteilen hinter einer imaginären Linie und behaupteten, dass der Veranstalter auch auf eine einmündende Straße noch Anspruch habe. Die drohten halt immer wieder mit Polizei.
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Es war auffällig, dass niemand der Vorbeigehenden etwas wusste von der Einrichtung eines Privatknastes in unserer Nähe. Die, mit denen wir ins Gespräch kamen, empfanden das durchaus als problematisch und wert, weiter verfolgt zu werden. Weiter kamen wir nicht mit Auseinandersetzungen, obwohl wir selbst natürlich auch den staatlichen Knast ablehnen und als langfristiges Ziel Gesellschaft ohne Knäste propagieren.
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Aber es war ein Impuls. Wir von “Autonomes Knastprojekt” wollen daraus die Konsequenz ziehen, wieder öfter mit Flugblattaktionen, welche auch Gesprächsangebot sind, in dem Stadtteil zu erscheinen. Wir wissen, dass dort viele Erfahrungen mit Knast haben, von diesem bedroht sind, oder zumindest sozialen Kontrollen und Sanktionen unterliegen, die bei ihnen Bereitschaft der Solidarisierung erwecken könnten. Seit langem bedauern wir, dass die Anti-Knast-Aktiven draußen überwiegend aus Zusammenhängen kommen, die außer kurzer Festnahme nach einer Demo keine Erfahrung mit Knast haben. - Bitte kein Missverständnis! Wir wünschen uns nicht mehr Knasterfahrung bei Genoss/inn/en, mit denen wir schon zusammenarbeiten. Wir wünschen uns nur, dass mehr Knasterfahrene aus unterprivilegierten sozialen Verhältnissen, auch mehr Migrant/inn/en, zu Genoss/inn/en werden bzw., sofern sie schon solche sind, sich mit uns besser vernetzen im Anti-Knast-Kampf. Damit meinen wir nicht, dass Anti-Knast-Kampf deren einziger Kampf sein solle. Aber halt EIN Bereich, in dem AUCH gekämpft werden müßte, wenn wir denn die repressiven Strukturen dieser Gesellschaft überwinden wollen.
Erst wenn breitere Teile der Gesellschaft das Sanktionssytem öffentlich und offensiv in Frage stellen, gibt es (wieder) ein Klima, in dem statt dauernder Verschärfung der Ausgrenzung auch die herrschenden Cliquen Rückzüge einleiten müssen. Dabei wären zumindest wir nicht mit kleinen Reförmchen zufriedenstellbar. Doch wir wissen, dass wir von den weitreichenden zielen angesichts derzeitiger Kräfteverhältnisse weit entfernt sind. Dies ist uns Mahnung, mehr Mobilisierung zu versuchen in betroffenen Kreisen, die erlittene Repression oft verdrängen, sich auch von anarchistischen, sozialkritisch-”linken” Zirkeln meist nicht verstanden und diesen nicht zugehörig fühlen.
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Eine Aktivistin der Beobachtungsgruppe zu den Düsseldorfer 129-b-Prozessen beteiligte sich an unserer Aktion mit eigenen Flugblättern. Da ihre Informationen Mitglieder des Vereins „Anatolische Föderation“ betrafen, die – bei grundsätzlicher Ablehung des Regimes in der Türkei – sich für Belange von Migrant/inn/en eingesetzt haben, wurde auch dies mit Interesse gerade bei den Menschen aus der Türkei aufgenommen.
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Um im freiheitskämpferischen, emanzipatorischen, links-radikalen Umfeld die Marginalität des Themas Knast etwas zu mindern, hatten wir für den Nachmittag noch eine Film- und Diskussionsveranstaltung (Die Verrohung des Franz Blum) im seit dem 16. April besetzten Autonomen Zentrum angesetzt Diese war erwartungsgemäß minimal besucht. Der Filmaufführungs-Raum war im Selbstverwaltung-Dschungel auch doppelt belegt worden. Wir wichen auf einen kleineren Raum aus. Auch dieses nur ein Anfang. Wir werden ab jetzt monatlich, jeweils am letzten Sonntag, ein Anti-Knast-Café im AZ veranstalten. Und falls dieses bedrohte Projekt nicht am gleichen Ort Bestand haben sollte, werden wir uns an Folgeprojekten beteiligen.
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Nach der Veranstaltung im AZ wollten noch einzelne mit Megaphon eine Spontanaktion am Köln-Ossendorfer Knast machen, um an diesem Aktionstag auch den Gefangenen zu zeigen, dass sie nicht vergessen sind. Die Initiative dazu kam von einem Genossen, der am gleichen Tag in kleiner Gruppe an der erfolgreichen Megaphon-Beschallung des Aachener Knastes teilgenommen hatte. Leider mußten wir diesen und einen anderen Teilnahmewilligen entmutigen, dass man so am Ossendorfer Knast keine Gefangenen erreichen könne. Auch wir hatten bei Kundgebung in Aachen im letzten September ja Sicht- und Winkkontakte gehabt, waren gehört worden. Unserer Erfahrung nach ist es am Ossendorfer Knast nicht möglich. Sichtkontakt gibt es gar keinen. Und sogar mit großer Anlage, von ausgesuchten Standorten aus und nach Vorankündigung bei daraufhin besonders aufmerksamen Gefangenen gelangen kaum Signale nach drinnen. Scheiss Iso-Architektur !!!
Ob es lokal sonstige Aktionen unter dem Motto “alles, was euch Spass macht” gegeben hat, entzieht sich bisher unserer Kenntnis. Der Profiteursfirma Kötter – Betreiberin bisheriger Privatknäste in der BRD – das Repressionsgeschäft wirklich zu versauen, könnte uns jedenfalls erst gelingen, wenn es schon eine Massenbasis des Widerstands gäbe.
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Uns ist bewußt, dass so eine kleine Aktion wie die unsere unerheblich ist. Trotzdem, der mit Gruppen aus anderen Städten vereinbarte Aktionstag war ein Anstoß. Wir werden uns um Kontinuität bemühen.
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akp köln
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weitere Berichte zum Anti-Knast-Aktionstag
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xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxsiehe bei abc Berlin
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http://www.abc-berlin.net/
Mittwoch, 16. Juni 2010
Film zum Anti-Knast-Aktionstag
Wenige Stunden nach einer (mindestens) zweistündigen Kundgebung im traditionellen Arbeiter/innen und Erwerbslosenstadtteil Köln-Kalk bieten wir noch was für die Besucher/innen des seit dem 16. April besetzten Autonomen Zentrums:
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Film- und Diskussionsveranstaltung
19.06., 16 Uhr, AZ, Wiersbergstr.44, Köln-Kalk
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Als Vorwarnung und Erklärung für gegebenen Diskussionsbedarf hier unser Ankündigungstext:
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DIE VERROHUNG DES FRANZ BLUM
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Regie: Reinhard Hauf ***
Der Film spielt in den 70er Jahren. Er erzählt die Geschichte des Bankräubers Franz Blum, der in einer Gefängniswelt landet, die von Machtkämpfen unter den Gefangenen und von Schwarzmarktgeschäften geprägt ist. Es fällt ihm zunächst schwer, sich in dieser Welt zurechtzufinden. Relativ schnell setzt er sich aber in dieser Knasthierachie durch und boxt sich an die Spitze.
Unsere Filmbewertung:
Dies ist kein Propagandafilm. Er zeigt die Gefangenen nicht als Widerständige, Revoltierende. Er zeigt die Lebenswirklichkeit des Teils der Gefangenen, die sich nicht gegen das Knastsystem zur Wehr setzen, die sich mit ihm arrangieren. Dies ist EIN Teil der Knastrealität.
Das Manko dieses Films liegt darin, dass er die ANDERE Wirklichkeit des Knasts so gut wie gar nicht beleuchtet. Der einzige solidarische Gefangene wird von den anderen gemobbt und nicht Ernst genommen. Dies wird der Realität nicht gerecht.
Nicht alle Gefangenen sind solidarische Revoltierende, ebenso wenig wie alle Hartz IV-EmpfängerInnen Linksradikale sind, oder sich wenigstens mit den Zahltag-Aktionen solidarisieren. Hindert uns das daran, gegen Hartz IV zu kämpfen? Hindern uns die Gefangenen, die mit uns nichts zu tun haben wollen, daran, gegen Knäste zu sein? Und was ist mit den solidarischen, widerständigen Gefangenen (die es in größerer Zahl gibt als dieser Film suggeriert)? Nehmen wir die als potentielle BündnispartnerInnen überhaupt genug wahr? Dieser Film wirft viele Fragen auf. Und die wollen wir gerne im Anschluß mit Euch diskutieren.
Regie: Reinhard Hauf ***
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Autonomes Knastprojekt
Dienstag, 1. Juni 2010
ANTI-KNAST-AKTIONSTAG 19.06. 2010
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Der Kölner Beitrag:
Kundgebung
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gegen Privatisierung, Ausgrenzung und Ausbeutung
AA
Für eine solidarische Gesellschaft
AA
Seit vielen Jahren läuft in dieser Gesellschaft ein massiver Prozess der Entsolidarisierung. Dieser Prozess geht einher mit einer zunehmenden Verarmung großer Teile der Bevölkerung. Angst vor dem sozialen Abstieg prägt das Leben vieler Menschen. Die Herrschenden versuchen unsere Wut auf vermeintliche Sündenböcke zu lenken: Die faulen Griechen, die arbeitsscheuen Arbeitlosen, die bösen Knackis usw.. Die NiedriglöhnerInnen haben Angst vor Hartz IV, deshalb schlucken sie miserable Arbeitsbedingungen und Hungerlöhne. Eine ganze Industrie hat sich auf die Ausbeutung und Disziplinierung der Arbeitlosen komzentriert. Nun soll die wirtschaftlich Ausbeutung der Gefangenen vorangetrieben werden. In den USA und China ist dieser Prozess schon viel weiter fortgeschritten. Viele Produkte aus
Billigläden stammen aus chinesischen Arbeitslagern. Seit der Privatisierung vieler US-Knäste sind die Gefangenenzahlen dramatisch angestiegen. Die Gefängnisindustrie hat einen immensen Hunger nach neuen billigen
Arbeitskräften. Diesen Weg will nun auch Deutschland gehen.
In Ratingen wird derzeit der erste Privatknast in NRW gebaut. Gebaut von der Firma Bilfinger und Berger (ja, die mit dem Kölner U-Bahn-Einsturz). Betrieben werden soll der Knast dann von der Firma KÖTTER. Die schwarzen Sheriffs dieser Firma kennen wir alle. Sie schmeißen uns bespielsweise aus der ARGE, wenn wir unser Geld einfordern. Ob am Flughafen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln - überall treffen wir auf diese Söldner. Draußen können wir den Typen aus dem Weg gehen. Die Gefangenen können dies nicht. Mal ehrlich, möchtet Ihr den ganzen Tag diesen KÖTTER-Typen ausgeliefert sein?
A
A
Sind denn private Knäste wirklich noch schlimmer als staatliche?
A
Knast ist unverzichtbarer Bestandteil des kapitalistischen System (dies gilt auch im Pseudosozialismus = Staatskapitalismus). Wenn wir deshalb für eine Gesellschaft ohne Knäste kämpfen, kämpfen wir zwangsläufig für eine
antikapitalistische Gesellschaft. Diese Gesellschaft speist immer mehr Menschen mit Almosen ab, während sich wenige die Taschen voll machen. Diese Eigentumsordnung kann nur mit Hilfe des Knastsystems aufrechterhalten werden. Wie sonst sollten die Armen davon abgehalten werden, sich von den Reichen zu holen, was sie brauchen? Insofern schützen
natürlich auch staatliche Knäste das kapitalistische Ausbeutungssystem. Um angesichts zunehmender Verarmung draußen die abschreckende Wirkung des Knastes aufrecht zu erhalten, müssen die Lebensbedingungen der Gefangenen
immer mehr verschärft werden. Einerseits werden die verhängten Strafen immer länger (Stichwort: Sicherungsverwahrung), andrerseits wächst der Druck, das Maximum aus der Arbeitskraft der Gefangenen rauszuholen.
Genau hier setzen die Betreiber von Privatknästen an. Einerseits setzen sie auf Einsparungen in der medizinischen, sozialen und psychologischen "Versorgung" der Gefangenen (alles schon bei staatlichen Gefängnissen eine Farce bzw. Teil der Disziplinierung.). Andrerseits müssen die Gefangenen alles, was sie brauchen (Nahrungsmittel, Schreibwaren, Toilettenartikel usw.) beim privaten Knastbetreiber kaufen. Dass so ein privatkapitalistisches Monopol zu überhöhten Preisen führt, dürfte wohl nachvollziehbar sein. Der wichtigste Punkt liegt allerdings in der Ausbeutung der Arbeitskraft. Berufliche Ausbildungsmaßnehmen, die es schon heute zu wenig gibt, dürften wohl bald der Vergangenheit angehören. Industrielle Akkordarbeit ist für die privaten Knastbetreiber viel lukrativer. Knast ist Ländersache. In einigen Bundesländern gibt es bereits Privatknäste. Von dort ist nichts Gutes zu hören.
Wenn jetzt in Ratingen der erste Privatknast in NRW gebaut wird, so wird damit auch hierzulande eine Entwicklung in Gang gesetzt, die wir nicht wollen.
A
Deshalb
A
A
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Freitag, 14. Mai 2010
Warum Anti-Knast-Aktionstag ?
Wir, ein Bündnis von Gruppen
aus verschiedenen Städten,
rufen auf zu einem
I
Aktionstag am 19.Juni 2010
gegen die Knastgesellschaft in all ihren Facetten.
I
Lasst uns ein deutliches Zeichen setzen.
Zeigen wir in vielfältigen und kreativen Aktionen,
dezentral und überall auf der Welt,
was wir vonder Idee der der totalen Kontrolle halten.
Das Verhältnis Knast und Gewalt
Knast bedeutet Unterdrückung, Kontrolle, Ausbeutung und Ausgeliefertsein.
Strukturelle Gewalt ist Teil unserer Gesellschaft. Auf ihr beruht unser Rechts-
system. Kein Wunder also, dass sie auch vor den Toren der Knäste keinen
Halt macht und sich in Form von individueller Gewalt, wie Misshandlungen
und sexuellem Missbrauch, entlädt. Schließer nehmen innerhalb dises
Systems eine entscheidenden Rolle ein. Sie sind Teil der internen
Hierarchien und verhalten sich entsprechend. Sie wissen, dass sie in
ihrer Position Macht über Menschen haben und nutzen diese auch aus.
Es gibt immer wieder Übergriffe durch Angestellte der Vollzugsanstalten.
Sei es aus reinem Frust, rassistischer Motivation oder im Sinne der
Aufstandsbekämpfung. In Frankreich gibt eigens dafür ausgebildete
Einheiten wie z.B. die „IRIS“. Sie sind ähnlich ausgerüstet wie die CRS-
Einheiten auf den Starßen der Banlieues. Schließer undPersonal der
Vollzugsanstalten sind, genau wie der Justizapparat und die Polizei-
behörden Teil des Problems und nicht Teil der Lösung.
Knast und Prekariat
Weltweit sitzen Millionen Menschen hinter Gittern. Ein großer Prozentanteil
wird auf Grund von Eigentumsdelikten, wie z.B. Diebstahl oder Raub, weg
gesperrt. Also wegen angebliche Vergehen, die sich bewusst oder unbe-
wusst gegen die Eigentums- undVerwertungslogik des Kapitalismus
wenden und den Weg zum „Wohlstand“ abkürzen sollen. Andere können
sich die Miete nicht mehr leisten oder landen wegen mehrmaligen Schwarz-
fahren im Bau. Nach wie vor ist der Knast auch ein Mittel zur Zerstörung von
Klassenbewusstsein und Schaffung von Milieus ohne Bewusstsein für
ihre Lage. Äußere soziale Kontrolle, wie etwa durch Ämter und Behörden,
macht eine bessere Überwachung und Disziplinierung nach der „Ent-
lassung“ möglich. In der US-amerikanischen Studie „How unregulated is
the U.S. Labor Market?“ ,wird der Ausbau der Vollzugsanstalten zu Gunsten
der Arbeitslosenstatistik, begrüßt. Diese Idee, kombiniert mit einer „Null
Toleranz Politik“, die Haftstrafen schon bei kleinsten Vergehen fordert, stößt
in Europa auf Anklang. Noch steckt die Entwicklung der Gefängnisses als
Mittel der Arbeitsmarktregulierung in den Kinderschuhen.
Knast und Migration
Migrant_innen leiden unter dem Druck der globalen Sicherheits-
gesellschaft. Viele vonihnen sterben schon bei dem Versuch Europa oder
die USA zu erreichen. Jene die esschaffen, die hochgerüsteten Grenzen zu
überwinden, werden innerhalb dieserverfolgt, in Lagern inhaftiert und
erkennungsdientstlich behandelt, z.B. mittels SIS 1 oder SIS 2. Gedemütigt
und zum Teil schwerst traumatisiert warten sie nun auf ihre Abschiebung in
bittere Armut oder den sicheren Tod. Auch Todesfälle vor oder während der
Abschiebung sind keine Seltenheit. Im Rahmen der Neuorientierung
europäischer Sicherheitspolitik soll es zu einem weiteren Ausbau der vor-
gelagerten Abschiebeknäste, in den sog. sicheren Drittstaaten, und zu
einer besseren Erfassung und Eindämmung der Migrationsströme kom-
men. Um dieses Ziel zu erreichen wird auch vor der Zusammenarbeit mit
Diktatoren wie Gaddafi kein Halt gemacht. Den Menschen, die die globa-
len Krisen ammeisten zu spüren bekommen, bringt dieses Vorgehen mit
„Sicherheit“ ein Leben in Angst, Verfolgung und Gefangenschaft.
Psychatrie, der weiße Knast
Neben den Gefängnissen für „übliche“ Kriminelle gibt es auch noch jene
Zwangsanstalten für „Irre“ Menschen, die Psychiatrien. All zu oft wird
völlig ohnezu hinterfragen in „Normal“ und „Abnormal“ eingeteilt.
Präventiv wird alles was ander Hülle unsere heilen Welt kratzt durch
Medikamentierung oder Therapie ruhiggestellt. Unbequemes wird auch
hier eingesperrt und weggeschlossen. In einer Welt, in der die Schließer
ihre Uniformen gegen die subtileren weiße Kittel desAnstaltspersonals
tauschen, ist Kritik schwierig und stößt oft auf taube Ohren. Da,wo Teile
der Medizin beginnen jegliche menschliche Handlung auf die Leitung
oderFehlleitung unserer Synapsen zu reduzieren, beißt sich die Auf-
klärung in den Schwanz. Ein biologischer Determinismus löst den freien
Willen ab. Zur Not wird diese angebliche Erkenntnis durch eine Zwangs-
einweisung, zum Schutz der eigenen Unversehrtheit, untermauert.
Auch hier gibt es die Tendenz, sich selbst als nicht leistungsfähig genug,
alsminderwertig einzustufen. Die pharmazeutischen Unternehmen hal-
ten in diesem Fall viele Produkte zur Selbstoptimierung bereit. Eine der
am häufigsten verwendeten Substanzen ist das Speedderivat Retalin.
Es macht leisungs- und aufnhamefähiger undwird an manchen Univer-
sitäten indirekt sogar begrüßt. Dies kommt einer Selbstdisziplinierung
auf gezielt neurologischer Ebene gleich. Eine Qualität die es im Verlauf
der der Geschichte der „Kerkergesellschaft“ so noch nicht gab.
Knast als Logik der Gesellschaft
Der Knast, in Form von Zellenhaft, trifft also nicht nur solche, die sich
ausdrücklich als politische Aktivist_Innen verstehen. Oft gibt es gut
funktionierende Solidaritätsstrukturen die betroffene Menschen, beson-
ders aus linken Kreisen, vor einer Inhaftierung bewahren. Dies ist auch
gut so, aber es kann dazu führen, dass schnell vergessen wird, welche
Logik hinter diesen Gebäuden aus Stahl und Beton, hinter der Symbiose
aus Architektur und Autorität steht. Der Knast ist als Teil eines System
des Disziplinierens mittels Strafe zu verstehen auf dem sich unsere
Gesellschaft aufbaut. Er ist Ausdruck der Herrschaftsverhältnisse in denen
wir leben. Disziplinierung und Selbstdisziplinierung, durch Angst vor Strafe,
hältuns in den normierten Bahnen der Verwertung fest. Von den Fabriken,
Schulen undUniversitäten bis zu den Krankenhäusern, alle produzieren.
Die einen Waren, die anderen Wissen, die nächsten Gesundheit bzw.
Krankheit. Hierbei sind , wie bereitserwähnt, Architektur und Über-
wachung eng mit Autorität und Strafe verknüpft. Ein Blick über den
eigenen Tellerrand, z.B. in die Organisationsstruktur von sog. Sweat Shops,
genügt. Die Zeit der prügelnden Arbeitsaufseher_Innen, die durch die
Raumaufteilung der Produktionshallen jeder Zeit den Überblick über die
Arbeiter_Innen haben, ist hier nicht vorbei. Sweat Shops sind ein fester
Bestandteil globaler Kapitalanhäufung. Bedingt durch menschengemachte
Armut und Landflucht hat sich diese Form der Produktion vor allem im
globalen Süden ausgebreitet. Ähnlichen „unfrei“ und überwacht wie in Haft-
anstalten, werden die Menschen hier unter unwürdigen Bedingungen und
für Hungerlöhne ausgebeutet, gedemütigt und misshandelt.
Aber auch in westlichen Ländern gibt es für Fehlverhalten innerhalb der
Produktion ein breite, wenn auch struktureller gehaltene, Palette an
Sanktionen. Meist erstrecken sich diese über z.B. Mahnungen, Verweise,
Streichung von Sozialleistungen, Kündigungen und Rausschmissen.
Innerhalb bestimmter sozialer Schicht können diese aber schnell einen
weiteren sozialen Abstieg bedeuten. Sie bringen damit eine Spirale in
Gang, die die Kluft zwischen arm und reich, privilegiert und unprivilegiert
weiter vergrößert. Ein Rückkopplungseffekt ist der Anstieg sog. Kriminalität.
Das System schafft sich sozusagen selbst Anlässe für den weiteren Aus-
bau von Sicherheit und Kontrolle. Dies ist eine Art von Machtentfaltungs-
strategie, welche weniger von bestimmten Personen, als vielmehr von
systemischen Eigenheiten hervorgerufen wird.
Die Freude an der freiwilligen Selbstauskunft, besonders der privilegierte-
ren Schichten, via „Web 2.0“ ist eine erschreckende Tendenz der frei-
willigenÜberwachung. Die europäischen Sicherheitsbehörden haben dies
erkannt und wollen die sog. Social Networks, im Rahmen des Stockholm-
programms, für die vorausschauende Kriminalistik nutzen. Auch durch
die Gemengelage Terrorismusbekämpfung und Klimawandel wird bei
vielen Menschen der Hang zur Selbstkontrolle und die Forderungen nach
mehr Überwachung, Normen und Gesetzen deutlich. Im Windschatten
dieser Entwicklungen ist eine präventive Strategie zur Aufstandsbe-
kämpfungennicht nur geduldet sondern auch erwünscht. Konzepte wie
„Managing Crowds“ sollen helfen, künftig zu erwartende Unruhen mög-
lichst im Keim zu ersticken. Selbst die NATO hält die innere Sicherheit
und Befriedung für den Schlüssel zu einer „erfolgreichen Intervention“
außerhalb der Mitgliedsstaaten.
Die Zustände „Drinnen“ sind nur die Zuspitzung der Tendenzen „Draußen“.
Die Realitäten der „zwei Welten“ innerhalb und außerhalb der Mauern
ähneln sich zunehmend. Ein Anstieg der Überwachung, der Armut, des
Leistungs- und Anpassungsdrucks ist deutlich spürbar und allgegen-
wärtig. Die bürgerliche Strafgesellschaft richtet sich, gerade in Zeiten
der weltweiten „Mehrfachkrisen“ gegen Unterschichten, illegalisierte
Menschen und soziale Bewegungen. Die Zahl der sog. "Sozialen
Häftlinge" steigt von Tag zu Tag. Die europäische Sicherheits-
architektur wird immer weiter ausgebaut. Und fern ab von der
Öffentlichkeit schmoren Menschen in Abschiebeknästen.
Die Gefängnisgesellschaft ist Realität.
Nieder mit allen Knästen weltweit!
Für freie Kommunikation, Bewegungsfreiheit und ein konfliktfähiges Miteinander!
Für die Überwindung der Knastgesellschaft!
Montag, 29. März 2010
Inhalt STRAFLOS Nr.2
STRAFLOS
Abolitionistische Streitschrift
Nr.2 , Frühjakr 2010
Inhalt der Nummer 2 :
* Unpopuläres Ziel ?
* Müssen wir Alternativen zu Knästen suchen?
* Vorsicht Einsturzgefahr!
* Wie organisieren wir uns, wenn wir "einfahren" ? (Gedanken aus der Sicht eines Ex-Gefangenen)
* Sitzen oder zahlen?
* Achtung AKTIONSTAG !
*„Geborene Verbrecher“ (...das Allerletzte ...)
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Abolitionismus = Abschaffungs-Bewegung
Heißt eigentlich also nur: Hau weg den Scheiss! Gab es gegen die Sklaverei in den USA, gegen die staatliche Kontrolle der Prostitution, gibt es gegen die Todesstrafe, gegen Gefängnisse und Strafjustiz allgemein. Letzteres ist hier gemeint. War besonders verbreitet in den skandinavischen Ländernin den 70er und 80er Jahren. Staatliche Reaktionen darauf waren einige Lockerungen, Reformen (angebliche „Resozialisierung“). In den letzten 20 Jahren aber wieder viel Rückschritt in Richtung Straflogik. Doch es gibt weiterhin Vernetzungen der Bewegungen gegen Gefängnisse und Strafjustiz, alle 2 Jahre einen Weltkongress (ICOPA) auf wechselnden Kontinenten zwecks Theorie- und Erfahrungsaustausch. (Auch wir meinen, in reaktionären Zeiten sei es besonders wichtig, kritisches Denken & Handeln weiter zu entwikkeln, Alternativen vorstellbar zu erhalten.)Nr.2 , Frühjakr 2010
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In eigener Sache ! In GEMEINSAMER?
Diese Streitschrift (in Papier-Version) wird kostenlos verteilt an Gefangene und Interessierte „draußen“. Die, die noch nicht hinter Gittern sitzen, werden gebeten, das Projekt durch Spenden zu unterstützen.
Wir bitten besonders politische/soziale Initiativen, bei der Verbreitung behilflich zu sein - d.h. regelmäßige Abnahme einer Anzahl Exemplare - und sich an unseren Kosten durch einen Dauerauftrag oder periodische Spenden zu beteiligen.
Konto: zosamme eV, 535348006
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Kölner Bank, BLZ: 37 1600 87
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Verwendungszweck: STRAFLOS
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http://autonomes-knastprojekt.blogspot.com erreichbar über
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Kommentare hier
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akp.koeln@googlemail.com
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AKP, Kalk-Mülheimer Str. 210, 51103 Köln
straflos 2, Unpopuläres Ziel ?
„Gesellschaft ohne Knäste“ - klingt heute irgendwie daneben. Wie soll das denn gehen? Und will das wirklich einer oder eine? Gegen die Todesstrafe was tun oder weil eine unschuldig ist, ja, kein Problem! Andere haben dann da noch ihren eigenen „politischen Gefangenen“. - Aber kein Einsperren mehr, keine Vergeltung, keine Gerechtigkeit?
Und schon sind sie alle in die Falle getappt, sind diszipliniert in der Disziplinierungsgesellschaft, zwischen Zugeständnissen und täglichen kooperierenden Überwachungen -“Wer sich an die Gesetze hält, dem passiert nichts“ - und merken nicht, dass auch sie längst im Fadenkreuz sind.
Eigentlich brauchen wir hier ja nichts mehr tun: In naher Zukunft werden die Knäste von sich aus verschwinden. Hausarrest mit Fußfesseln schon beschlossene Sache. Elektronische Halsbänder werden schon diskutiert, private Sicherheitsdienste, Chipkarten, Internetkontrollen Kameraüberwachung, biometrische Zuordnung schon praktiziert, bereit für Ausgrenzung bestimmter sozialer Schichten, Migranten, illegalisierte Flüchtlinge. Alles geplant als gut geölte Maschine mit „no-go-areas“. Nur mit entsprechender Karte zu betreten.
Aber die Umwandlung in die Kontrollgesellschaft ist noch nicht abgeschlossen. „Null Toleranz“, „Strafverschärfung“ - fast könnten wir von einer „Wiederentdeckung des Gefängnisses“ sprechen, wenn auch mehr und mehr aus Kostengründen privatisiert wird. Immer neue, andere Bedrohungszenarien werden aufgebaut: „Die da müssen weg, gehören abgeschoben, eingesperrt.“
Wenn wir hier wieder und weiterhin von „Gesellschaft ohne Knäste“ reden, so heißt dies, all das gerade Gesagte anzugehen, aufzubrechen, Alternativen dazu zu entwickeln - weil sich immer weniger durch ein „mich betrifft das nicht“ rausreden können. So werden z.B. immer mehr Menschen gezwungen, ihr tägliches Überleben zu sichern, greifen zu „illegalen Methoden“. 80 % der Inhaftierten sind so genannte „Eigentumsdelikte“.
„Gesellschaft ohne Knäste“ heißt heute und hier unsere Beziehungen zu einander zu verändern. Konflikte können nicht eingesperrt werden. Das heißt täglich Lösungen zu suchen und zu finden, ohne auf Bestrafung zurückgreifen zu wollen. Heißt auf Dauer eine radikale Veränderung dieser Gesellschaft. Viele von uns (mich eingeschlossen) haben vielleicht noch ihre eigenen Rachefantasien. Aber ich denke, wir alle haben auch unsere jeweiligen alternativen Konfliktlösungen, sei es in privaten oder öffentlichen Zusammenhängen, bis hin zu bestimmten Methoden der Selbstverteidigung.
Seitdem es diese Kämpfe gibt, ist eigentlich alles schon gesagt worden. Ich möchte daher abschließend einige Sätze von kämpfenden Gefangenen aus Italien vorbringen:
Wir sind gegen den Knast ...
Wir sind gegen den Knast, weil er geschaffen und entwickelt wurde, um die Privilegien der Reichen und die Macht des Staates zu beschützen.
Wir sind gegen den Knast, weil eine Gesellschaft ihn nicht mehr braucht, wenn sie nicht auf Geld und Profiten, sondern auf Freiheit und Solidarität basiert.
Wir sind gegen den Knast, weil wir nach einer Welt streben, wo die Regeln wirklich gemeinsam entschieden werden.
Wir sind gegen den Knast, weil selbst das grausamste Verbrechen irgend etwas über uns selbst erzählt, über unsere Ängste, unsere Schwächen.
Wir sind gegen den Knast, weil wir diese Gesellschaft radikal verändern wollen (und deswegen ihre Gesetze übertreten), weil wir uns nicht friedlich in ihre Städte, ihre Fabriken, ihre Kasernen, ihre Einkaufszentren integrieren wollen.
Wir sind gegen den Knast, weil der Lärm der Schlüssel im Zellenschloss eine tägliche Folter ist, Isolation eine Abscheu, das Ende der Sprechstunde eine Qual, die eingesperrte Zeit eine Sanduhr, welche langsam tötet.
Wir sind gegen den Knast, weil er uns entweder viel zu viele Tage, Monate oder Jahre, oder viel zu viele FreundInnen, Unbekannte oder GenossInnen weggenommen hat.
Wir sind gegen den Knast, weil die Menschen, die wir darin getroffen haben, weder besser noch schlechter sind als diejenigen, die draußen rumlaufen. (Obwohl wenn ich nachdenke, sind sie doch besser).
Wir sind gegen den Knast, weil die Nachricht eines Ausbruchs unsere Herzen aufwärmt, mehr als der erste Tag des Frühlings.
Wir sind gegen den Knast, weil eine Gesellschaft, die es braucht, Menschen einzusperren und zu entmündigen, selbst ein Knast ist.
Kündigen wir dieser Gesellschaft, ersetzen wir ihre Gesetze und ihr Recht durch unsere eigenen Regelungen !
Wir sind gegen den Knast, weil nichts Gutes auf Unterwerfung und Zwang wachsen kann.
Deshalb :
Für Gesellschaft ohne Knäste !
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Obiger Text wurde
von Wilfried formuliert und zusammen gestellt,
als Rede des AntiknastAK-K
auf der Silvesterkundgebung 09
vor dem Knast Köln-Ossendorf vorgetragen.
aus STRAFLOS NR.2
straflos 2, Alternativen zu Knästen suchen?
Müssen wir Alternativen zu Knästen suchen?
Wer sich im Sinne des Abolitionismus - (Hier Abschaffung der Gefängnisse. Früher in den USA bezeichnete es die Abschaffung der Sklaverei) - äußert, wird in der Regel alsbald mit der Frage konfrontiert, welche Alternativen er/sie anbieten könne, wenn er/sie Knäste für so schlimme Orte halte.
aus STRAFLOS NR. 2
Labels:
politischer Systemwechsel
straflos 2, Vorsicht Einsturzgefahr!
In der letzten Ausgabe der „Straflos“ hatten wir ja beklagt, dass die Baufirma Bilfinger und Berger in Ratingen den ersten Privatknast in NRW baut. Nach den Erfahrungen beim Kölner U-Bahn-Bau (bei dem ja Bilfinger und Berger federführend ist) müssen wir da unsere Meinung revidieren.
Wir finden es super, wenn sie beim Knast in Ratingen ebenso auf die Eisen im Beton verzichten, wie bei der Kölner U-Bahn. Einmal kräftig gegen die Mauern treten und schon ist mensch draußen. Wir wissen jetzt nicht, ob in Ratingen bei steigendem Grundwasserspiegel der Keller geflutet werden muss, um einen Gegendruck aufzubauen.
Ebenfalls ungeklärt ist die Frage, ob bei starkem Sturm jedesmal der gesamte Knast evakuiert werden muss. Vielleicht wäre es einfach am Besten, das Ding gar nicht erst fertigzu bauen, sondern gleich wieder abzureissen.
Gerhard, AKP
aus STRAFLOS Nr.2
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straflos 2, Wie organisieren wir uns, wenn wir einfahren?
Einige Gedanken aus der Sicht eines Ex-Gefangenen
Bei mir war es während meiner Knastzeit so, daß dieses Bündnis zunächst auf einer menschlich-sozialen Ebene entstand. Einfacher ausgedrückt. Ich hab erstmal geguckt, wer ist mir menschlich sympatisch, wer verhält sich im Alltag solidarisch, wer kooperiert nicht mit den Bütteln. Andersrum ausgedrückt, ich hab mir im Knast erst mal einen Freundeskreis gesucht und bin dann mit denen in die politische Offensive gegangen. Ich glaube, daß es andersrum nicht funktionieren kann. Wer glaubt, er oder sie könne als „politischer Promi“ die Massen im Knast „bekehren“, wird bestenfalls „MitläuferInnen“ finden, die sich im Knast gerne an sog. „Promis“ dranhängen.
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Wenn Du als libertäreR GefangeneR im Knast landest, hast Du grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Entweder schottest Du Dich weitgehend von der Knastrealität ab und gestaltest Dein soziales und politisches Leben weitgehend durch den Kontakt zu den GenossInnen draußen. Oder - Du läßt Dich auf Dein nun vorhandenes Knastumfeld ein. Dann wird es spannend. Dein neues Umfeld im Knast unterscheidet sich ja nunmal ziemlich grundsätzlich von den politischen Ghettos in denen wir uns draußen ja alle mehr oder weniger bewegen. Es ist doch nun mal so, daß wir draußen überwiegend mit Leuten zu tun haben, die ähnlich denken wie wir. Im Knast wirst Du erstmal relativ wenige GenossInnen (zumindest im gleichen Knast) treffen, bei denen es ein hohes Maß an politischer und menschlicher Übereinstimmung gibt. Wenn du also bereit bist, dich auf den Knast als neues Kampffeld einzulassen, stehst du vor der Bündnisfrage. Eine zugegeben schwierige aber nicht unlösbare Aufgabe.
Gerhard, Autonomes Knastprojekt, (AKP Köln)
aus STRAFLOS Nr. 2, März 2010
straflos 2, Sitzen oder zahlen?
Alle Jahre wieder. Die Justizministerin verkündet bei den Haushaltsberatungen im Bundestag stolz, daß sich die Justiz weitgehend selbst finanziert. Toll. Deutsche Gerichte lassen sich von denen bezahlen, die sie verurteilen. Anders ausgedrückt. Wenn ich jemand weh tue, muß der mich auch noch dafür bezahlen. Und die meisten tuns ja auch, weil es ihnen als „das kleinere Übel“ erscheint. In Festreden wird gerne von freien Wahlen gesprochen. Wie frei eine Wahl ist, bei der mensch nur zwischen zwei Übeln wählen kann, mag JedeR selbst beurteilen.
Dieses Prinzip betrifft beileibe nicht nur die Strafjustiz, es durchzieht die ganze Gesellschaft. Was ist das für eine Wahl, wenn ich nur die Möglichkeit habe, für einen Hungerlohn zu arbeiten oder mich den Schikanen der ARGE auszuliefern?
Anderes Beispiel:
Ein Arbeitsloser legt bei der ARGE ein ärztliches Attest vor, nachdem er arbeitsunfähig ist. Trotzdem will ihn die ARGE für 4 Wochen in ein sog. Arbeitsbelastungstraining schicken. Er empfindet dies zu Recht als versuchte Körperverletzung. Trotzdem soll er einen „Vertrag“ unterschreiben, in dem er dieser Körperverletzung zustimmt. In diesem Land herrscht ja „Vertragsfreiheit“. Er hat ja die „freie Wahl“. Er kann diesen erpresserischen Vertrag unterschreiben oder nicht. Unterschreibt er nicht, kriegt er zunächst 30% Kürzung. Unterschreibt er wider besseren Wissens und steht diese Maßnahme erwartungsgemäß nicht durch, kriegt er ebenfalls 30% Kürzung. Wie gesagt, dies ist ein freies Land mit freien Wahlen.
Kommen wir aber wieder zur Strafjustiz zurück. Jedes Jahr werden über eine Millionen Menschen zu sog. Geldstrafen verurteilt. Der Begriff Geldstrafe ist irreführend. Tatsächlich handelt es sich um (Ersatz)- Freiheitstrafen. Wenn du zu 60 Tagessätzen à10 Euro verurteilt wirst, so bedeutet dies eben nicht, daß Du jetzt einfach der Justizkasse 600 Euro schuldest, die notfalls mittels Gerichtsvollzieher eingetrieben, wie bei normalen Schulden. Es bedeutet, daß du zu 60 Tagen Knast verurteilt bist und dich nur von diesem Knast freikaufen kannst. Dass eine Ersatzfreiheitstrafe eben wirklich Knast bedeutet, zeigt sich in der Praxis.
In deutschen Knästen sitzen derzeit etwa 8500 Menschen, die ihre „Geldstrafen“ nicht bezahlen konnten oder wollten. Geht mensch davon aus, dass die meisten dieser „Geldstrafen“ so auf 2-3 Monate hinauslaufen, so sind es übers Jahr gerechnet etwa 40000 Menschen, die davon betroffen sind.
Bleibt immer noch über eine Million Menschen jedes Jahr, die sich freikaufen, obwohl sie es häufig gar nicht können. Wie soll einE Hartz IV-EmpfängerIn beispielsweise eine „Geldstrafe“ von 600 Euro bezahlen? Er oder sie müßte ja das ALG II praktisch zweckentfremden, weil im Satz ja kein Euro für „Geldstrafen“ vorgesehen ist. Dass Gerichte, die „Geldstrafen“ gegen Arbeitslose verhängen, diese praktisch zu rechtswidrigem Verhalten auffordern, ist uns ehrlich gesagt wurscht. Schließlich wollen wir die Strafjustiz ohnehin abschaffen.
Unter den ca. 40000 Menschen, die jährlich „Geldstrafen“ absitzen, sind vermutlich wenige, die aus politischen Gründen die Zahlung verweigern. Bekannt geworden sind vor allem Leute aus den Reihen der Gentechnik-GegnerInnen, aber auch Jürgen Hahnel, der für die Entkriminalisierung von Cannabis kämpft. Ansonsten ist innerhalb der linken Szene das politisch offensive Nichtbezahlen von „Geldstrafen“ nicht sehr verbreitet. Wird jemand aus der Szene zu einer „Geldstrafe“ verurteilt, so setzt sich fast automatisch eine Soliarbeit in Gang, bei der es überwiegend darum geht, das Geld aufzutreiben. Die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, dieser Justiz die Kohle in den Rachen zu werfen, wird häufig nicht mal ansatzweise diskutiert. Wer, wie ich, sagt, dass er dieser Justiz keinen Euro geben wird und die Zeit notfalls lieber absitzt, erntet bestenfalls müdes Lächeln. Für mich gibt es gute Gründe dies so zu machen u.a. den, dass ich die Zeit im Knast nicht als „verlorene Zeit“ betrachte. Andere mögen gute Gründe haben, dies anders zu machen.
Ich beklage nicht, daß sich die allermeisten GenossInnen für das Bezahlen entscheiden. Ich beklage, daß über die Möglichkeit des Nichtbezahlens überhaupt nicht mehr öffentlich nachgedacht wird. Eine Diskussion in dieser Richtung würde ich mir wünschen.
Gerhard, AKP
aus STRAFLOS Nr. 2
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straflos 2, Achtung AKTIONSTAG !
Für den 19.Juni ist ein Anti-Knast-Aktionstag für den „deutschsprachigenRaum“ vorgesehen. Vereinbart wurde dies bisher vonGruppen aus Berlin, Kiel, Hamburg, Dresden, Köln und Wien. Wir hoffen, dass es sich noch auf andere Orte ausweitet.
Konkreter Themenschwerpunkt wird jeweils vor Ort gewählt und gestaltet. Unsere Idee ist es, eine Kundgebung in Essen vor der Firma Kötter zu machen. Diese ist groß im Geschäft, teilprivatisierte Knäste zu verwalten bzw. bewirtschaften. Die Landesregierung plant, ihr das Regiment zu übergeben für das im Bau befindliche erste solche Gefängnis in NRW (bei Düsseldorf = Ratingen). Wir sind nicht für staatliche Knäste, wissen aber auch, dass kapitalistisch organisierte Zwangsanstalten nicht besser sind. Manches spitzt sich noch zu. (Gefangene als Arbeiter und zahlende Kunden doppelt ausnutzen, noch weniger öffentliche Kontrolle). Der Knast- und Privatbullenfirma, mit der wir auch „draußen“ oft konfrontiert sind, sollten wir schnell zeigen, dass es nicht ihre „Privatsache“ ist, wie sie mit Gefangenen umgeht..
Eine NRW-weite Kundgebung bringen wir aber nur zustande, wenn sich Gruppen der sozialen Bewegungen aus Köln und anderswo an der Vorbereitung beteiligen. Ansonsten wird Aktion halt kleiner und lokaler. Gefangene sind eingeladen, sich mit einem „Redebeitrag“ (der leider nur von anderen verlesen werden kann) zu beteiligen.
AKP
Text aus STRAFLOS Nr.2
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straflos 2, "Geborene Verbrecher"
... das Allerletzte ...
So neu ist das Ganze nicht. Schon seit langem versuchen sogenannte Wissenschaftler Kriminalität biologisch zu erklären.
Der Italienier Lomboso versuchte sich zunächst an Äußerlichkeiten. So galt bei ihm beispielsweise dichter Haarwuchs als Kennzeichen von „Verbrechertypen“. Aus dieser Zeit stammt auch der Begriff der sogenannten „Verbrechervisage“. Seine Nachfolger waren zeitweise der Ansicht, dass „Verbrechergehirne“ leichter seien, als „normale“ Gehirne. Als sich dann herausstellte, daß eine Mörderin das schwerste Gehirn einer Frau hatte, wurde auch diese Theorie obsolet. Man versuchte sich an Gehirnvermessungen und ähnlichem. In Wien existiert ein makabres Kriminalmuseum, in dem die Schädel von Hingerichteten aufbewahrt werden. Die Schädel sind überzogen mit Linien, auf denen Lombosos Erben einzeichneten, wo nach ihrer Meinung, „das Böse“ im Schädel sitzt.Die Nazizeit war dann für diese „Wissenschaftler“ ein wahres Paradies. Schädel von Hingerichteten gab es ja genug und besonders „interessante Objekte“ ließ man einfach deshalb töten, um ihre Schädel untersuchen zu können.
Nun könnten wir das Ganze ja als makabre Geschichte aus dunklen Zeiten betrachten. Leider, leider erlebt diese Suche nach dem sogenannten „Verbrechergehirn“ wieder eine Renaissance. Die neuen Propagandisten des Versuchs, Kriminalität biologisch zu erklären, bedienen sich natürlich auch der neuen medizinischen Möglichkeiten. Mehr oder weniger ist das Ganze eine Kombination von Lügendetektortest und Kernspintomographie. Es begann mit Versuchen an jungen Ratten. Diese wurden als Babys von der Gruppe getrennt und isoliert. Wen wundert es, dass sie sich später anders verhalten haben. Welche Auswirkungen Isolation hat, hätte ich diesen „Wissenschaftlern“ auch vorher sagen können. Anschließend wurden die Gehirne dieser Ratten in dünne Streifen geschnitten und man stellte fest, dass manche Gehirnbereiche stärker ausgeprägt waren, als „normal“. Dass Isolation oder Misshandlungen Spuren im Gehirn hinterlassen, mag auch für uns noch nachvollziehbar sein. Es läßt ja auch noch Handlungsmöglichkeiten zu. Wenn diese Gesellschaft anders mit Kindern umgehen würde, ließen sich diese Schäden ja vermeiden. Hätten in dem konkreten Versuchsfall die Forscher die Rattenbabys nicht isoliert, hätten sich diese ganz normal entwickelt. Aber - eine Theorie, welche die Sozialisation als Ursache abweichenden Verhaltens sieht, ist gefährlich für das gesellschaftliche System. Macht es doch deutlich, dass einiges in diesem System nicht stimmt und geändert werden müsste. Also gehen diese „Wissenschaftler“ einen Schritt weiter. Sie sind nicht so dumm, die Ursache Sozialisation total zu leugnen. Aber - sie erweitern diese Ursache um genetische Komponente und erklären somit die Kriminalität zumindest teilweise zur Erbkrankheit. Damit kommen sie schon nahe an die „Erbgesundheitslehre“ ran. Damit besteht für die Mehrheitsgesellschaft keine Notwendigkeit mehr sich zu ändern. Es reicht dann, „die Kranken“ aus dem Verkehr zu ziehen. Die Ausgangsthese dieser Wissenschaftler lautet kurz gesagt so: Der Mensch ist eine biochemische Maschine, die vom Gehirn praktisch „fremdgesteuert“ wird. Er könne sich deshalb nicht frei entscheiden. So etwas wir Schuld könne deshalb auch nicht existieren. Kriminalität sei deshalb mehr oder weniger eine Funktionsstörung im Gehirn. Täter könnten deshalb nicht bestraft werden, da sie ja nicht anders handeln konnten. Sie müssten aber trotzdem weggesperrt werden, weil sie eben ein „krankes Gehirn“ haben. In den USA, der Schweiz und auch in Deutschland wird intensiv an dieser Theorie geforscht. In Deutschland ist die JVA Regensburg (Bayern) besonders aktiv in dieser Richtung. Für Gefangene, die sich bereits in diesen „Forschungseinrichtungen“ befinden, bedeutet dies, daß Hautwiderstand und Hirnstrommessungen über die Entlassung entscheiden und nicht mehr Gutachter. Die beteiligten „Forscher“ sagen selbst, daß sie erst am Anfang stehen und noch etwa 10 Jahre brauchen. Die Perspektiven, die sich aus ihrer Sicht dann auftun, stellen schlichtweg ein Horrorszenario dar. Natürlich soll der „Gehirn-TÜV“ zunächst mal die Entlassungsgutachten ersetzen. In den USA wird daran gedacht, ALLE Jugendlichen in einem bestimmten Alter entsprechend zu untersuchen. Bei wem dann ein sogenanntes „Verbrechergehirn“ festgestellt wird, der/die kann sofort weggesperrt werden. Eine Straftat ist dabei gar nicht mehr notwendig. Die Betreffenden werden ja nicht als „Verbrecher“, sondern als Geisteskranke weggesperrt. In Deutschland sind die Protagonisten noch etwas zurückhaltender. Hier wird zunächst daran gedacht, alle Jugendlichen, die zum ersten Mal straffällig werden, entsprechend zu untersuchen. Wer wegen Ladendiebstahl einfährt, muss dann damit rechnen, nie mehr rauszukommen. Die „Forscher“ schätzen, dass etwa 5% der Bevölkerung ein sog. „Verbrechergehirn“ haben. In Deutschland wären das etwa 4 Millionen. Da müssen dann noch viele Privatknäste gebaut werden. Bedenken gegen diese Praktiken stossen bei den beteiligten „Wissenschaftlern“ auf wenig Verständnis. So meinte der Bremer Neurowissenschaftler Roth in einem Phoenix-Interview, dass er überhaupt nicht verstehen könne, warum sich jemand darüber aufregt. Schließlich würden ja auch Menschen mit ansteckenden Krankheit notfalls gegen ihren Willen weggesperrt.
Gerhard, AKP
Text aus STRAFLOS 02 vom März 2010
Text aus STRAFLOS 02 vom März 2010
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