GEFANGENE
ALS ARBEITER/INNEN
UND ARBEITSLOSE
Der folgende Beitrag eines mit uns zusammenarbeitenden Gefangenen wurde anscheinend am 18.04. geschrieben, kam mit Poststempel 26.04. zwischen 28. und 30.04 bei uns an. Er konnte erst am 30.04 von uns in Augenschein genommen werden. Also etwas sehr spät für einen Aufruf zum ersten Mai. Wir setzen den Text nun trotzdem in unseren Blog. Denn der Inhalt gilt nicht nur für diesen einen Tag, sondern für das ganze Jahr.
Gefangene müssen drinnen selbst für ihre Interessen kämpfen. Aber ohne Solidarität
stehen sie sehr allein und ziemlich chancenlos da, selbst wenn Tausende von ihnen etwas vom Staat
und Vollzugssystem fordern. Sie brauchen Aufmerksamkeit und Verständnis für ihre Situation von Menschen "draußen". Von ehemaligen Gefangenen, die ihre Erfahrung nicht verdrängen, von Angehörigen und Befreundeten, aber auch von solchen, die noch keine Begegnung mit dem Gefängnis hatten, aber sich für die damit verbundenen Probleme öffnen.
18-04.2017
Grußwort zum Tag der Arbeit
Erster Mai hinter Gittern!
Wieviel Kampf für die Rechte der
Arbeiter sowie der arbeitslosen Häftlinge können wir aufbringen? Wie können wir
unsere Stimme erheben? Um zu sagen „NEIN!“ Denn in „Freiheit“
steigt die Armut. Arbeiterfamilien können kaum noch die Miete
zahlen. Ein Urlaub im Jahr? Für eine Familie mit einem oder zwei
Kindern in der BRD kaum möglich! Und nun sind in den letzten Jahren
„Mindestlohn auch für Häftlinge!“ die Forderungen der GG/BO und
anderer aktiver Gefangener. Doch kein Bundesland ist einen Schritt
weit nach vorn gegangen. Im Gegenteil!
„Gefängnismitarbeiter klagen über
Vollzugsrecht“
Deutschlands Gefängniswärter beklagen
große Probleme bei der Überwachung und Betreuung von Häftlingen.
Die Ursache? Ein reiner Flickenteppich an Gesetzesregelungen in den
einzelnen Bundesländern. Bundesland I hat Taschengeld für
Arbeitslose von ihren „Eigengeld“ Dagegen bezahlen sie in
Bundesland II den Arbeitslosen ein Taschengeld aus
Steuergeldern. Es sind ja nur Häftlinge! Arbeiter zweiter Klasse.
Moderne Sklaven in einer Demokratie! Was man unter dem Deckmantel
sogenannter Resozialisierung verkauft.
ES GIBT KEINE RESOZIALISIERENDE
HILFE VON DER JUSTIZ! ES IST AUSBEUTUNG BILLIGER ARBEITSKRÄFTE, DIE
VERURTEILT WORDEN SIND ZU FREIHEITSSTRAFEN. ABER DOCH NICHT ZU
STRAFEN IN ARBEITSLAGERN DER NBRD !
Daher fordern wir:
- sofortiges Ende der Versklavung von Strafgefangenen
- sofortige Angleichung der Löhne auf den Mindestlohn
- Angleichung der Löhne – jetzt! - von Ost und West. (Denn selbst diese Ungleichheit gibt es auch in Haft!)
- Arbeitslosenversicherung umsetzen! (Denn Arbeiter/innen bezahlen jeden Monat ihren AV-Beitrag, erhalten aber im Gefängnis bei Arbeitsmangel, arbeitsbedingter Krankheit u.ä. kein Arbeitslosengeld, -hilfe. Hier müssen wir fragen: Ist das noch zeit-, rechtsgemäß im Jahre 2017?
- Fortzahlung im Krankheitsfall!
- bei Arbeitsmangel nicht mit Taschengeldsätzen von täglich 1,72 € zu „bezahlen“. (Das missachtet das Existenzminimum eines Gefangenen. Denn auch Gefangene haben das Recht auf eine Existenzsicherung., das Recht auf Leben und Gesundheit, auf Versorgung, Religionsfreiheit, Kontaktaufnahme. Das alles wird uns genommen, wenn Staat und Justiz den Arbeitslosen hinter Gittern mickerige ALMOSEN geben,
Wir sagen NEIN und fordern die
Justizminister aller Bundesländer JETZT auf, diese Bedingungen
SOFORT umzusetzen. Wir sind keine Sklaven der Justiz, die
ihr scheinheilig ausbeuten dürft.
SOLIDARITÄT IST UNSERE WAFFE
Setzen wir sie ein! Am Tag der Arbeit,
dem ersten Mai, und das ganze Jahr über von Berlin bis Wuppertal,
von Köln bis Magdeburg, Straubing bis Hamburg. Es sind Arbeiter- und
Menschenrechte, die tagtäglich untergraben werden unter dem
Deckmantel der Resozialisierung. Diese gibt es nicht. Oder nur
vereinzelt. Die Masse fällt nach der Haft wie vor der Haft ins
soziale Abseits. Wenn Arbeiter in Freiheit kaum ihre Miete zahlen
können, was soll dann erst ein Ex-Gefangener?
Zeigen wir weiterhin der
Öffentlichkeit, dass Arbeit hinter Gittern nur der Ausbeutung dient.
Opel, Porsche, Mercedes-Benz bis hin zu Siemens, Miele und viele
andere Firmen bedienen sich am Sklavenhandel der Justiz Wir werden
als Lohndrücker und Streikbrecher missbraucht. Dem fordern wir ein
Ende.
Daher rufen wir zum 1.Mai Euch,
Freund/inn/en, Genoss/inn/en, Arbeiter/inn/en auf, Euere Stimme zu
erheben für uns, die wir eingesperrt sind in den Kerkern des
Kapitalismus.In Massen sitzen die Armen in Gefängnissen. Langjährig
hier Lebende und Flüchtlinge sperrt man für Bagatelldelikte ein.
Auch Araber, die doch „alle Terroristen sind“. So ist es dem Bürger
doch egal, dass es sich um arme Menschen handelt, die geflohen sind
vor Krieg, Elend, Folter und Terrorregimen. Migranten und Flüchtlinge
werden einfach abgestempelt. Attentäter, Frauenverächter,
Sexmonster. Bei jedem Karneval in Köln oder Düsseldorf werden mehr
Frauen angemacht, belästigt, bestohlen und auch vergewaltigt als es
Silvester 2016 in Köln passiert ist. Doch wird nun der Karneval
verboten? Nein! Ein Milliardengeschäft ....
Und so werden Flüchtlinge, die bleiben
dürfen, bald als Billigarbeitskräfte verheizt. Und hinter Gittern
gibt es noch eins drauf an Ausbeutung..
„Das Unmögliche zu wollen ist die
Voraussetzung dafür, das Mögliche zu schaffen.“
(Karl .Liebknecht)
Legen wir alle unsere
unterschiedlichen Denkweisen zur Seite!
Solidarisiert Euch mit den Menschen
hinter Gittern!
Fordern wir gemeinsam die Rechte der
Gefangenen als Arbeiter/innen, am ersten Mai und danach!
Schreit es heraus, wenn der DGB über
Arbeiterrechte spricht, aber weiterhin Gefangene Werbe-Fähnchen für
sich kleben lässt.
Es lebe die Tradition
des ersten Mai!
Hoch die internationale
Solidarität!
Für die Freiheit und
die Rechte der Arbeiter/innen hinter Gittern !
i.A.
kritischer und kämpfender Gefengener in den Kerkern der BRD
Kontakt
Knastschadenkollektiv
(bei facebook)
Für
Hilfe bei Haftangelegenheiten schreibt mir persönlich, per
Papierpost, per Mail:
André
Borris M.a Moussa Schmitz
HS
Trakt JVA
Simonshöfchen
26
42327
Wuppertal