Montag, 1. Mai 2017

GEFANGENE

ALS ARBEITER/INNEN

UND ARBEITSLOSE

Der folgende Beitrag eines mit uns zusammenarbeitenden Gefangenen wurde anscheinend am 18.04. geschrieben, kam mit Poststempel 26.04. zwischen 28. und 30.04 bei uns an. Er konnte erst am 30.04 von uns in Augenschein genommen werden. Also etwas sehr spät für einen Aufruf zum ersten Mai. Wir setzen den Text nun trotzdem in unseren Blog. Denn der Inhalt gilt nicht nur für diesen einen Tag, sondern für das ganze Jahr. 
Gefangene müssen drinnen selbst für ihre Interessen kämpfen. Aber ohne Solidarität stehen sie sehr allein und ziemlich chancenlos da, selbst wenn Tausende von ihnen etwas vom Staat und Vollzugssystem fordern. Sie brauchen Aufmerksamkeit und Verständnis für ihre Situation von Menschen "draußen". Von ehemaligen Gefangenen, die ihre Erfahrung nicht verdrängen, von Angehörigen und Befreundeten, aber auch von solchen, die noch keine Begegnung mit dem Gefängnis hatten, aber sich für die damit verbundenen Probleme öffnen.

18-04.2017

Grußwort zum Tag der Arbeit

Erster Mai hinter Gittern!

Wieviel Kampf für die Rechte der Arbeiter sowie der arbeitslosen Häftlinge können wir aufbringen? Wie können wir unsere Stimme erheben? Um zu sagen „NEIN!“ Denn in „Freiheit“ steigt die Armut. Arbeiterfamilien können kaum noch die Miete zahlen. Ein Urlaub im Jahr? Für eine Familie mit einem oder zwei Kindern in der BRD kaum möglich! Und nun sind in den letzten Jahren „Mindestlohn auch für Häftlinge!“ die Forderungen der GG/BO und anderer aktiver Gefangener. Doch kein Bundesland ist einen Schritt weit nach vorn gegangen. Im Gegenteil!

„Gefängnismitarbeiter klagen über Vollzugsrecht“
Deutschlands Gefängniswärter beklagen große Probleme bei der Überwachung und Betreuung von Häftlingen. Die Ursache? Ein reiner Flickenteppich an Gesetzesregelungen in den einzelnen Bundesländern. Bundesland I hat Taschengeld für Arbeitslose von ihren „Eigengeld“ Dagegen bezahlen sie in Bundesland II den Arbeits­losen ein Taschengeld aus Steuergeldern. Es sind ja nur Häftlinge! Arbeiter zweiter Klasse. Moderne Sklaven in einer Demokratie! Was man unter dem Deckmantel sogenannter Resozialisierung verkauft.
ES GIBT KEINE RESOZIALISIERENDE HILFE VON DER JUSTIZ! ES IST AUSBEUTUNG BILLIGER ARBEITSKRÄFTE, DIE VERURTEILT WORDEN SIND ZU FREIHEITSSTRAFEN. ABER DOCH NICHT ZU STRAFEN IN ARBEITSLAGERN DER NBRD !

Daher fordern wir:
  • sofortiges Ende der Versklavung von Strafgefangenen
  • sofortige Angleichung der Löhne auf den Mindestlohn
  • Angleichung der Löhne – jetzt! - von Ost und West. (Denn selbst diese Ungleichheit gibt es auch in Haft!)
  • Arbeitslosenversicherung umsetzen! (Denn Arbeiter/innen bezahlen jeden Monat ihren AV-Beitrag, erhalten aber im Gefängnis bei Arbeitsmangel, arbeitsbedingter Krankheit u.ä. kein Arbeitslosengeld, -hilfe. Hier müssen wir fragen: Ist das noch zeit-, rechtsgemäß im Jahre 2017?
  • Fortzahlung im Krankheitsfall!
  • bei Arbeitsmangel nicht mit Taschengeldsätzen von täglich 1,72 € zu „bezahlen“. (Das missachtet das Existenzminimum eines Gefangenen. Denn auch Gefangene haben das Recht auf eine Existenz­sicherung., das Recht auf Leben und Gesundheit, auf Versorgung, Religionsfreiheit, Kontaktaufnahme. Das alles wird uns genommen, wenn Staat und Justiz den Arbeitslosen hinter Gittern mickerige ALMOSEN geben,
Wir sagen NEIN und fordern die Justizminister aller Bundesländer JETZT auf, diese Bedingungen SOFORT umzusetzen. Wir sind keine Sklaven der Justiz, die ihr scheinheilig ausbeuten dürft.



SOLIDARITÄT IST UNSERE WAFFE
Setzen wir sie ein! Am Tag der Arbeit, dem ersten Mai, und das ganze Jahr über von Berlin bis Wuppertal, von Köln bis Magdeburg, Straubing bis Hamburg. Es sind Arbeiter- und Menschenrechte, die tagtäglich untergraben werden unter dem Deckmantel der Resozialisierung. Diese gibt es nicht. Oder nur vereinzelt. Die Masse fällt nach der Haft wie vor der Haft ins soziale Abseits. Wenn Arbeiter in Freiheit kaum ihre Miete zahlen können, was soll dann erst ein Ex-Gefangener?

Zeigen wir weiterhin der Öffentlichkeit, dass Arbeit hinter Gittern nur der Ausbeutung dient. Opel, Porsche, Mercedes-Benz bis hin zu Siemens, Miele und viele andere Firmen bedienen sich am Sklavenhandel der Justiz Wir werden als Lohndrücker und Streikbrecher missbraucht. Dem fordern wir ein Ende.
Daher rufen wir zum 1.Mai Euch, Freund/inn/en, Genoss/inn/en, Arbeiter/inn/en auf, Euere Stimme zu erheben für uns, die wir eingesperrt sind in den Kerkern des Kapitalismus.In Massen sitzen die Armen in Gefängnissen. Langjährig hier Lebende und Flüchtlinge sperrt man für Bagatelldelikte ein. Auch Araber, die doch „alle Terroristen sind“. So ist es dem Bürger doch egal, dass es sich um arme Menschen handelt, die geflohen sind vor Krieg, Elend, Folter und Terrorregimen. Migranten und Flüchtlinge werden einfach abgestempelt. Attentäter, Frauen­verächter, Sexmonster. Bei jedem Karneval in Köln oder Düsseldorf werden mehr Frauen angemacht, belästigt, bestohlen und auch vergewaltigt als es Silvester 2016 in Köln passiert ist. Doch wird nun der Karneval verboten? Nein! Ein Milliardengeschäft ....
Und so werden Flüchtlinge, die bleiben dürfen, bald als Billigarbeitskräfte verheizt. Und hinter Gittern gibt es noch eins drauf an Ausbeutung..

Das Unmögliche zu wollen ist die Voraussetzung dafür, das Mögliche zu schaffen.“ (Karl .Liebknecht)
Legen wir alle unsere unterschiedlichen Denkweisen zur Seite!
Solidarisiert Euch mit den Menschen hinter Gittern!
Fordern wir gemeinsam die Rechte der Gefangenen als Arbeiter/innen, am ersten Mai und danach!
Schreit es heraus, wenn der DGB über Arbeiterrechte spricht, aber weiterhin Gefangene Werbe-Fähnchen für sich kleben lässt.

Es lebe die Tradition des ersten Mai!
Hoch die internationale Solidarität!
Für die Freiheit und die Rechte der Arbeiter/innen hinter Gittern !

i.A. kritischer und kämpfender Gefengener in den Kerkern der BRD

Kontakt
Knastschadenkollektiv (bei facebook)
Für Hilfe bei Haftangelegenheiten schreibt mir persönlich, per Papierpost, per Mail:
André Borris M.a Moussa Schmitz
HS Trakt JVA
Simonshöfchen 26
42327 Wuppertal