Montag, 21. Februar 2011
straflos 4, Silvester-Knastkundgebung in Köln
In früheren Jahren gab es meist viele und teilweise langwierige Vorbereitungstreffen im Vorfeld der Silvester-Knastkundgebung. Oftmals verbunden mit der Frage, wieviel wir denn mobilisieren müssen, um wenigstens die für den Betrieb der Lautsprecher-Anlage erforderlichen 50 Leute zusammen zu kriegen. Dieses Jahr war es etwas anders. Und das ist gut so. Irgendwie waren wir alle überzeugt: Die Silvester-Knastkundgebung in Köln ist "fast" ein Selbstläufer geworden. Klar, ohne ein paar Engagierte, die sich um Anlage und LKW kümmern, gehts immer noch nicht. Aber - mit Plakaten und Flyern waren wir diesmal zurückhaltend. Wir hatten genug Vertrauen in "die Kölner Linke", daß wir einfach davon ausgingen, daß schon genug Leute kommen würden. Und so wars dann auch.
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Mit etwa halbstündiger Verspätung setzten sich etwa hundertfünfzig Leute in Bewegung. Wie jedes Jahr machten wir eine halbe Runde um den Knast. Den Schließern, die in ihren Häuschen rund um das Knastgelände wohnen und somit verhindern, daß wir näher kommen, wurde ein beschissenes Jahr gewünscht. Es gab die obligatorischen Grüße an die Gefangenen in verschiedenen Sprachen. Eigentlich war es wie jedes Jahr.
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Und doch - etwas war diesmal anders. Neben mir ging eine kleine, sich militant gebende Gruppe. Plötzlich begann diese Gruppe, nach "Freiheit für alle politischen Gefangenen" zu rufen. Ich war irritiert. Was war passiert? Die Rückkehr der Antiimps? Bevor ich reagieren konnte, kam aber auch schon der Konter vom größeren Teil der Demo: Freiheit für alle Gefangenen. Ich fühlte mich wieder wohl in der Demo. Einer der Schwarzgekleideten meinte dann, ob wir denn auch die Faschos freilassen wollten. Naja, auch wer Freiheit für alle "politischen Gefangenen" fordert, fordert damit auch Freiheit für die Faschos. Der aus meiner Sicht bürgerliche Begriff der "politischen Gefangenen" sagt ja nicht darüber aus, für WELCHE Politik die Leute sitzen.
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Politische Gegner muß mensch anders bekämpfen. Knast geht in keinem Fall. Es gibt bestimmte Sachen die müssen wir einfach grundsätzlich ablehnen. Es käme ja auch niemand auf die Idee zu sagen: Ich bin gegen die Todesstrafe, außer für Nazis. Nein, wir sind gegen die Todesstrafe - ohne Wenn und Aber. Wir sind gegen Krieg - ohne Wenn und Aber. Wir sind gegen Ausbeutung - ohne Wenn und Aber. Und wir sind gegen Knäste - ohne Wenn und Aber. Das bedeutet jetzt nicht, daß jeder konsequenzenlos anderen wehtun kann. Aber die Konsequenz kann nicht Knast sein. Da müssen wir nach anderen Lösungen suchen. Knast ist jedenfalls keine akzeptable Lösung.
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/Gerhard xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
aus "straflos" Nr.4
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