Montag, 21. Februar 2011
straflos 4, Mein Senf angefragt
Bix hat gemeint, da fehle noch ein Nachtrag zu ihrem Bericht. Obwohl ich diesen schon recht umfassend finde, will ich trotzdem noch meine Meinung zum Thema sagen, die weitgehend auf den Erfahrungen meiner eigenen Knastzeit beruht.
Für mich war es erst mal alles ziemlich klar. Wenn Du in den Knast kommst, gibt es zwei Klassen: Die, die eingesperrt werden und die, die einsperren. Wer Freund und wer Feind war, war immer klar. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass es unter den Eingesperrten ausgesprochene Unsympathen und unter den Schließern ein paar weniger Schlimme gibt. Dies ändert nichts am Grenzverlauf. Wenn wir in meiner späteren Knastzeit bei Aktionen Forderungen gestellt haben, waren dies Forderungen für ALLE Gefangenen. Mit Sonderforderungen für Einzelne habe ich immer meine Schwierigkeit gehabt. Obs nun um Zusammenlegung oder um Freilassung geht.
Trotzdem gibt es in der alltäglichen Zusammenarbeit Unterschiede. Die praktische Arbeit im Knast und mit den Gefangenen ist aus meiner Sicht vergleichbar mit der Erwerbslosenbewegung. Natürlich sind wir generell gegen Hartz IV. Trotzdem sind manche Erwerbslose solche Ekelpakete, dass wir uns eine praktische Zusammenarbeit mit ihnen kaum vorstellen können. Trotzdem fordern wir die generelle Abschaffung von Hartz IV und nicht nur die Abschaffung für Linksradikale.
Auch ich beziehe mich in der praktischen Antiknastarbeit weitgehend auf die gefangenen GenossInnen. Nur habe ich einen anderen Begriff davon, wer denn nun GenossIn sei und wer nicht. Wer seine „Klasse“ nicht verrät (im Knast also die „Klasse“ der Gefangenen) ist für mich erst mal GenossIn. Ob er nun sitzt, weil er ein Auto abgefackelt oder weil er ne Spielhalle überfallen hat, um seine Sucht zu finanzieren, ist mir dabei scheißegal. Irgendwie würden die meisten das jetzt in die Schublade „kämpfende Gefangene“ stecken. Wobei ich diese Schubladen ablehne, weil sie einfach spalten und ich sie teilweise auch absurd finde. Niemand käme wohl auf die Idee, bei einer Erwerbslosenaktion „Mehr Geld für alle politischen Hartz IV-EmpfängerInnen“ zu fordern. Warum wir das im Antiknastbereich machen, sollte uns allen zu denken geben.
/Gerhard
aus "straflos" Nr.4
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