Montag, 29. März 2010

straflos 2, Wie organisieren wir uns, wenn wir einfahren?

Einige Gedanken aus der Sicht eines Ex-Gefangenen
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Wenn Du als libertäreR GefangeneR im Knast landest, hast Du grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Entweder schottest Du Dich weitgehend von der Knastrealität ab und gestaltest Dein soziales und politisches Leben weitgehend durch den Kontakt zu den GenossInnen draußen. Oder - Du läßt Dich auf Dein nun vorhandenes Knastumfeld ein. Dann wird es spannend. Dein neues Umfeld im Knast unterscheidet sich ja nunmal ziemlich grundsätzlich von den politischen Ghettos in denen wir uns draußen ja alle mehr oder weniger bewegen. Es ist doch nun mal so, daß wir draußen überwiegend mit Leuten zu tun haben, die ähnlich denken wie wir. Im Knast wirst Du erstmal relativ wenige GenossInnen (zumindest im gleichen Knast) treffen, bei denen es ein hohes Maß an politischer und menschlicher Übereinstimmung gibt. Wenn du also bereit bist, dich auf den Knast als neues Kampffeld einzulassen, stehst du vor der Bündnisfrage. Eine zugegeben schwierige aber nicht unlösbare Aufgabe.
Bei mir war es während meiner Knastzeit so, daß dieses Bündnis zunächst auf einer menschlich-sozialen Ebene entstand. Einfacher ausgedrückt. Ich hab erstmal geguckt, wer ist mir menschlich sympatisch, wer verhält sich im Alltag solidarisch, wer kooperiert nicht mit den Bütteln. Andersrum ausgedrückt, ich hab mir im Knast erst mal einen Freundeskreis gesucht und bin dann mit denen in die politische Offensive gegangen. Ich glaube, daß es andersrum nicht funktionieren kann. Wer glaubt, er oder sie könne als „politischer Promi“ die Massen im Knast „bekehren“, wird bestenfalls „MitläuferInnen“ finden, die sich im Knast gerne an sog. „Promis“ dranhängen.
Gerhard, Autonomes Knastprojekt, (AKP Köln)
                                                   aus STRAFLOS Nr. 2, März 2010

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