Montag, 21.07. (19 Uhr) in der Ludolf-Camphausenstraße 36 (Köln) .
Da Radio Köln ein viel gehörter lokaler Sender ist, hätte das eine gute Verbreitung unserer Ankündigung für eventuell Interessierte ermöglicht. Aber das ist nun Essig. Erst am Tage der vorgesehenen Ausstrahlung (05.07) erreichte uns eine Mail, dass die Sendung am Abend nicht zu hören sein werde. Wir konnten also in keiner Weise mehr reagieren. Tags zuvor war diese Mitteilung ohne Begründung an unsere Radiowerkstatt "Freier Lokalrundfunk Köln" (FLoK) gegangen. Erst am 10.07 erreichte uns die Weiterleitung einer Begründung, die kaum einen solchen Namen verdient.
Wir zitieren auszugsweise:
"Aussetzung der Ausstrahlung von zwei Bürgerfunk-Sendungen wg. begründeler Zweifel an der Vereinbarkeit der Sendungen mit geltendem Recht
Sehr geehrter Herr Schaefler, (Vertreter der Radiowerkstatt)
im Auftrag des Vorstandes der VG Radio Köln e.V. möchte ich lhnen hiermit mitteilen, dass wir die Ausstrahlung von zwei Bürgerfunk-Sendungen des Freien Lokolrundfunk Köln e.V. (FLoK) ausgesetzt haben.
Der Vorstand hat bezüglich der zwei nachfolgend aufgeführten Sendungen begründete Zweifel, ob die eingereichten Beiträge mit dem geltenden Recht vereinbar sind. Deshalb setzen wir die Ausstrahlung beider Sendungen aus und legen sie der LfM zur Beurteilung vor.
1. Sendeanmeldung für den Bürgerfunk bei Radio Köln von der Gruppe FLoK, Produktionsgruppe AKP; Sendetitel: ,,Knastgewerkschaften u.a. in Berlin Tegel"; Sendetermin 05.07.201 4, 21:30 Uhr
Begründete Zweifel melden wir bezüglich der Lieder ,,Patrioten" von Johnny Mauser & Coptain Gips (ca. 6:35-9:29 Min.) und ,,Kein Punkt für Deutschland" von The Flexfitz feat. The Vorrundenaus Allstars (ca. 19:29-22:52 Min.) an. lnsbesondere die Liedzeile ,,Wo ist Samy, was ist bloß aus dir geworden? Das Land, das du liebst, schiebt ab und mordet" hat diese ausgelöst."
Betroffen war (s.o.) noch eine weitere Produktionsgruppe mit deren Sendung.
Interessierte Leser/innen mögen sich die von uns produzierte Sendung unter http://akpradio.podspot.de anhören und selbst beurteilen, was sie von dieser Zensurmaßnahme halten.
Wir haben die Lieder ausgewählt, weil wir sie mit ihrer Kritik an Staatsgewalt passend für die Sendung hielten und halten. Die Unterstützung der Gefangenengewerkschaft und die Ankündigung der diesbezüglichen Veranstaltung waren uns viel wichtiger als die Musik, die so etwas wie eine Atempause zwischen den Themenblöcken ist. Trotzdem, unser Musikredakteur gibt sich immer Mühe, thematisch Passendes auszuwählen. Wir verstehen nicht, wieso die diesmalige Begleitmusik bei Radio Köln solche Verdauungsstörungen hervorruft. Was zum Beispiel ist falsch an der zitierten Liedpassage, nämlich dass unser Land abschiebt und u.a. in kriegerischen Auseinandersetzungen tötet, auch Zivilisten, Frauen und Kinder? Und dass das dann eher vertuscht bzw. kleingeredet wird? Stört die Begrifflichkeit "morden" für die Tötungsdelikte? Nun denn, der Satz "Soldaten sind Mörder" wurde nicht von uns erfunden, auch nicht von der Musikgruppe, die dieses Lied vorträgt. Wird damit nicht - zugegeben etwas plakativ verdichtet - die Scheinheiligkeit des Staates angegriffen, "privates" Töten rigoros zu bestrafen, staatliches Töten aber zu legitimieren, allenfalls als "Kollateralschaden" verbal zu bedauern?
Es ist zu betonen, dass die Sendungen im sogenannten Bürgerfunk nicht eigenverantwortlich frei und auch nicht live produziert werden können. Fast wie das bei den Knastzeitungen ist, bei denen der Gefängnisleiter der Herausgeber ist, werden die Aufzeichnungen vom Kommerzsender überprüft und ... s.o. Es wäre durchaus erstrebenswert, auch in NRW Frequenzen für Freie Radios zu erkämpfen. Wobei das mit der "Freiheit" in dieser Gesellschaft und in diesem Staat dann immer noch eine sehr einseitige Angelegenheit ist. Zensur und Zwangsarbeit finden nur angeblich nicht statt. Wobei wir wieder beim Kern der "ausgesetzten" Sendung wären. Wir berichteten über Arbeiter, die einer Arbeitspflicht unterliegen (ist das kein Zwang?), denen keine Arbeiter-Rechte zugestanden werden, die sich dagegen organisieren. Wir wollten für diese Arbeiter Öffentlichkeit schaffen, die sie gerade in dieser Aufbruchsetappe dringend brauchen. Das wurde durch Radio Köln verhindert.
Wir erinnern also hier noch mal an unsere Veranstaltung vom 21.07.
Wer sich interessiert und sich im Kölner Raum befindet, möge kommen.
Unterstützt die Gefangenengewerkschaft und die Kämpfe Ausgegrenzter, wo auch immer Ihr seid
Informiert Euch bei www.gefangenengewerkschaft.de
Plakat zur Veranstaltung |
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