Wie in den Jahren zuvor waren wir an Silvester 2012 mit Musik, Raketen und Redebeiträgen vor dem Knast Köln-Ossendorf, um uns für Gefangene hörbar zu machen. Sichtkontakt ist wegen der Isolations-Architektur nicht möglich. Und wir wissen nie, ob und wie viele Gefangene uns hören können.
Gekommen waren etwa 250 Teilnehmer/innen aus verschiedenen libertären Gruppierungen. Wie gewohnt machten wir angesichts der Weitläufigkeit des Geländes an geeignet erscheinenden Plätzen Zwischenkundgebungen, um möglichst viele Hafthäuser zu erreichen. In diesem Jahr war es besonders günstig, dass ein erst kürzlich aus Ossendorf Entlassener uns diesbezüglich Hinweise geben konnte. Auch sein Beitrag war für uns draußen besonders bemerkenswert, weil er sich einerseits bei den Teilnehmenden bedankte, andererseits aber auch der Kölner Linken etwas die Leviten las, das Thema Knast relativ beiseite zu schieben und es oft an konkreter Solidarität mangeln zu lassen. Außerdem wurden Grußbotschaften derzeit noch gefangener revolutionärer Gefangener verlesen. Es gab Beiträge ehemaliger Gefangener, die die Gefangenen ermutigen sollten, sich nicht brechen zu lassen und gemeinsam mit Unterstützenden draußen Öffentlichkeit gegen das Knastsystem herzustellen. Dies war auch unser Ansatz als Gruppe Autonomes Knastprojekt. Die Anarchistische Gruppe Köln leistete einen Beitrag, wie Knast in die kapitalistische und staatliche Machtausübung einzuordnen ist als nachdrücklichen Hinweis darauf, dass wir dieses Problemfeld, die Spitze des Eisbergs, nicht beiseite schieben oder übersehen sollten.
Es mangelte diesmal etwas an der Mehrsprachigkeit unserer standardmäßigen Grüße an die Gefangenen, in dem wir das Ziel einer Gesellschaft ohne Herrschaft und Knäste angeben. Doch die Musik war mehrsprachig und hoffentlich laut genug, um drinnen gehört zu werden.
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